Süddeutsche Zeitung

Anschlag in Christchurch:Neuseeland wächst an dieser Tragödie

Der Terror hat sein Ziel nicht erreicht, die Gesellschaft zu spalten. Das Land zeigt Stärke und steht zusammen.

Kommentar von Felix Haselsteiner

Kia Kaha, so sagt man in der Sprache der Maori "bleib stark". 2011, nach dem Erdbeben auf der Südinsel, war Kia Kaha der Leitspruch der Trauernden. Das Land gedachte damals der 180 Opfer und lernte eine bedeutsame Lektion: Der Zusammenhalt einer Nation kann im Mitgefühl füreinander wachsen. Nach dem Terroranschlag auf die zwei Moscheen in Christchurch erinnern sich viele Neuseeländer an das Kia Kaha, schreiben es auf Schilder an den Anschlagsorten.

2011 traf das Erdbeben alle gleichermaßen, es gab keinen Unterschied zwischen ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit. Diesmal war es ein Angriff eines weißen Rassisten auf eine der kleinsten Minderheiten im Land. Ein solcher Angriff soll und kann ein Land spalten.

In Neuseeland, wo Schusswaffen bisher leicht zugänglich sind, will das Kabinett 72 Stunden nach dem Anschlag die Waffengesetze verschärfen. Die Verkaufsplattform Trade Me stoppt den Handel mit Waffen. Waffenbesitzer geben ihre halb automatischen Gewehre freiwillig bei der Polizei ab. Und Premierministerin Jacinda Ardern ist schon kurz nach dem Anschlag bei den Trauernden - mit einem schwarzen Kopftuch. Neuseeland ist nach dem Anschlag enger zusammengerückt. Der Terror hat sein Ziel nicht erreicht, die Gesellschaft zu spalten. Das ist ein Zeichen für die Welt.

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Quelle:
SZ vom 19.03.2019
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