Süddeutsche Zeitung

Neuer US-Botschafter:Ein Multimillionär für Berlin

Lesezeit: 2 min

Philip Murphy, Ex-Banker und Obamas Spendenmanager, wird angeblich US-Botschafter in Deutschland.

Reymer Klüver, Washington

Neuer US-Botschafter in Berlin soll nach amerikanischen Medienberichten der bisherige Schatzmeister und Chef-Spendeneintreiber der Demokratischen Partei, Philip Murphy, werden.

Die Washington Post und die Website des konservativen außenpolitischen Magazins National Interest meldeten übereinstimmend, dass der frühere Investmentbanker in den kommenden Tagen offiziell für den Posten nominiert werden dürfte. Murphy hatte in den vergangenen Jahren wesentlich dazu beigetragen, dass die Demokraten den Vorsprung der Republikaner bei den Wahlspenden mehr als wettmachen konnten.

Philip Murphy ist auch einer der Großspender für Barack Obama gewesen: Seine Frau Tammy und er gaben zusammen 100.000 Dollar für die Inaugurationsfeier Obamas und jeweils 4600 Dollar für seinen Wahlkampf - beide Male die gesetzlich zulässige Höchstsumme. Darüber hinaus organisierte der Multimillionär sogenannte Fundraiser für Obama, Partys, deren Gäste Geld für den Kandidaten spendeten, unter anderem mit dem Sänger Bon Jovi.

Früher ging der Botschafterposten in Deutschland üblicherweise an Karrierediplomaten. Das hat sich mittlerweile geändert. Bereits George W. Bush hatte seinerzeit mit dem Industriellen William Timken einen Mega-Spender für dessen Unterstützung im Wahlkampf belohnt.

Absolvent der Elite-Universität Harvard

Deutschland ist Murphy indes keineswegs fremd. Zwischen 1992 und 1997 war er Chef der Frankfurter Dependance der New Yorker Investmentbank Goldman-Sachs und verfügt aus dieser Zeit noch über exzellente Kontakte nach Deutschland. Unter anderem ist er nach wie vor als Mitglied des International Advisory Council der Atlantik-Brücke engagiert, der traditionsreichen Organisation, die sich seit mehr als einem halben Jahrhundert für die deutsch-amerikanische Freundschaft engagiert.

Murphy, Jahrgang 1957 und Absolvent der Elite-Universität Harvard, war mehr als zwei Jahrzehnte bei Goldman-Sachs, zuletzt mitverantwortlich für deren weltweites Investment-Management-Geschäft. Er stieg 2006 aus, um sich seinen politischen und persönlichen Interessen zu widmen. Murphy hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er den Demokraten nahesteht und wollte helfen, sie wieder an die Macht zu bringen: "Ich war es leid, bei den Wahlen immer zu den Verlierern zu zählen", sagte er.

Murphy zählte von Anfang an zu den Geldgebern des Washingtoner Think Tanks Center for American Progress, das der frühere Stabschef von Bill Clinton (und spätere Leiter von Obamas Team zur Vorbereitung der Amtsübergabe), John Podesta, als Gegengewicht zu konservativen politischen Forschungsinstituten in der US-Hauptstadt gegründet hatte. Aus dem Institut hat Obama eine Reihe von Mitarbeitern für seine Administration rekrutiert.

Zu den Leidenschaften des Vaters dreier Jungen und eines Mädchens zählt ein Hobby, das ihm in Deutschland viele weitere Freunde machen dürfte. Er liebt Fußball und ist Mitbesitzer des New Yorker Fußballklubs Sky Blue, der in der Frauen-Profiliga spielt.

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Quelle:
SZ vom 20.05.2009
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