Süddeutsche Zeitung

Frankreich:Ermittlungsverfahren im Fall Fillon

Präsidentschaftskandidat Francois Fillon steht weiterhin im Zentrum einer Affäre. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen wegen einer möglichen Scheinbeschäftigung seiner Frau auf.

Von Daniel Brössler, Paris

Die Präsidentschaftskandidatur von François Fillon, dem Bewerber der französischen Republikaner, bleibt überschattet von Ermittlungen der französischen Justiz. Am Freitagabend beschloss eine auf Finanzdelikte spezialisierte Staatsanwaltschaft in Paris, ihre Ermittlungen wegen einer eventuell illegalen Scheinbeschäftigung von Fillons Ehefrau Penelope an drei Untersuchungsrichter zu übergeben. Zugleich wurde das Verfahren ausgeweitet: Ermittelt wird nun nicht nur wegen des Verdachts der Veruntreuung öffentlicher Mittel und Unterschlagung, sondern auch wegen möglicher Korruption.

Fillons Ehefrau hatte im Rahmen verschiedener Anstellungsverträge als parlamentarische Assistentin über Jahre insgesamt über 831 000 Euro aus Kassen der Nationalversammlung erhalten. Zudem verdiente Penelope Fillon von 2012 bis 2013 monatlich 5000 Euro als "literarische Beraterin" einer Monatszeitschrift, die dem reichen Fillon-Freund Marc Ladreit de Lacharrière gehört. Der Milliardär war zuvor auf Betreiben des damaligen Premierministers Fillon mit dem (selten verliehenen) Großkreuz der Ehrenlegion ausgezeichnet worden. Nach Informationen von Mediapart soll die Staatsanwaltschaft bisher in beiden Fällen keine hinreichenden Beweise für eine tatsächliche Beschäftigung von Madame Fillon gefunden haben. Die Staatsanwaltschaft verzichtete am Freitag darauf, das Ehepaar als Beschuldigte zu identifizieren. Das eingeleitete Ermittlungsverfahren richtet sich vorerst gegen Unbekannt.

In Umfragen ist Fillon seit Beginn der Affäre zurückgefallen. Der Republikaner-Kandidat rückte die Vorwürfe gegen sich mehrfach in die Nähe politischer Verfolgung und warf der regierenden Linken vor, ihn "vernichten" zu wollen. Sein Versprechen, er werde seine Kandidatur aufgeben, sobald gegen ihn ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werde, hat Fillon vorige Woche widerrufen.

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Quelle:
SZ vom 25.02.2017
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