Süddeutsche Zeitung

Nahostkonflikt:Israelis, die sich als Araber verkleiden

Unter palästinensische Steinewerfer mischen sich immer wieder getarnte israelische Soldaten.

Jugendliche in T-Shirts und Jeans, die Gesichter vermummt mit Pullovern oder dem arabischen Männerkopftuch Kufiya, werfen auf einer Straße nahe Ramallah Steine in die Richtung eines Militärfahrzeuges. Diese Bilder sind nichts Ungewöhnliches, erst recht nicht, seit in der vergangenen Woche die Gewalt in Israel und im Westjordanland wieder zugenommen hat. Doch plötzlich haben einige der vermummten Steinewerfer Pistolen in der Hand und schlagen auf einen anderen ein, schwer bewaffnete israelische Soldaten kommen hinzu, treten zu und tragen den Jugendlichen zu ihren Fahrzeugen.

Die Szenen mit den als Palästinenser verkleideten israelischen Sicherheitskräften, die sich unter Steinewerfer mischen, einen isolieren und festnehmen, stammen aus einem Film, den der Videojournalist Andrea Bernardi für die Nachrichtenagentur AFP festgehalten hat. Es ist nicht der erste Bericht über solcherart getarnte Agenten; auch Bernardi hat nach eigenen Angaben schon oft ähnliche Szenen beobachtet. Sie würden "Mustarabiin" genannt - übersetzt etwa "die sich als Araber verkleiden", es soll sich um spezielle Einheiten der Armee handeln. Normalerweise zückten die getarnten Soldaten ihre Pistolen und zielten damals allenfalls in die Luft. Diesmal hätten sie allerdings in die Menge der Steinewerfer gefeuert, einer soll in den Hinterkopf getroffen worden sein und in Lebensgefahr schweben.

Seit dem erneuten Gewaltausbruch in der vergangenen Woche sind vier Israelis und fünf Palästinenser ums Leben gekommen.

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