Süddeutsche Zeitung

Nahost:Abschied von zwei Staaten

Die Regierung Obama bricht mit Israel. Trump macht es möglich.

Von Stefan Kornelius

Israel und die USA verbindet so unendlich viel an Emotionalität, Geschichte und strategischen Interessen, dass es geradezu schockierend ist, mit welchem Furor die Beziehungen jetzt zerstört werden. Antreiber dieser jüngsten Eskalation ist wieder einmal Donald Trump, der Ministerpräsident Benjamin Netanjahu völlige Narrenfreiheit signalisiert. Die scheidende Regierung Obama und ihr Außenminister klammern sich indes an ihre alten Vorstellungen einer Friedensordnung, was angesichts der Restlaufzeit im Amt auch nicht besonders weitsichtig ist.

John Kerry erlebt das ungerechte Finale einer politischen Karriere, in der so vieles auf Größe und Dauer angelegt war. Nun muss er zuschauen, wie Amerikas Einfluss dahinschmilzt. Die UN-Resolution gegen Israel, toleriert von Washington, ist der letzte Beweis einer Entfremdung, die schon vor zwei Jahren besiegelt war.

Vielleicht wird Kerry der letzte US-Außenminister gewesen sein, der an die Zwei-Staaten-Lösung glaubte. So vernünftig der Plan ist, so unrealistisch war er geworden - vielleicht auch, weil die USA nie mit der vollen Kraft ihres Präsidenten den Nahost-Frieden vorantrieben. Barack Obama, ganz Kopfmensch, verstand nicht, dass es in diesem Geschäft gelegentlich Kopfnüsse braucht. Sein Nachfolger setzt die Schläge schon vor Amtsantritt. Sie treffen den Vorgänger und zerstören das letzte Quäntchen Hoffnung auf Gerechtigkeit in Nahost.

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Quelle:
SZ vom 29.12.2016
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