Süddeutsche Zeitung

Nahost-Konflikt:Nimbus der Unsterblichkeit

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Der abgetauchte Chef der Hamas-Kampfbrigaden im Gazastreifen lebt - und ist wieder höchst aktiv.

Von Peter Münch, Tel Aviv

Er ist der Mann mit den sieben Leben, und jetzt haben auch israelische Quellen bestätigt, dass er wieder einmal einem Angriff entkommen ist: Mohammed Deif, der legendenumrankte Chef der Hamas-Kampfbrigaden im Gazastreifen, lebt - und ist offenbar bereits wieder am Werk, um den nächsten Krieg vorzubereiten.

Im vorigen August, auf dem Höhepunkt der fünfzigtägigen Gaza-Kämpfe, hatte die israelische Luftwaffe sein Haus in Khan Junis eingeebnet. Bestätigt ist, dass dabei Deifs Frau sowie zwei seiner Kinder ums Leben kamen. Von ihm selbst ward seither nichts mehr gehört, was allerdings nicht so ungewöhnlich ist. Mohammed Deif gilt als das Phantom von Gaza, seit er vor mehr als 20 Jahren an die Spitze der Kassam-Brigaden aufgerückt ist. Doch die Israelis hofften, ihn getötet zu haben. Mindestens vier Mal zuvor hatten sie das schon versucht. Aber auch dieses Mal scheint er, wieder davongekommen zu sein, wie israelische Medien unter Berufung auf offizielle Stellen berichten.

Demnach hält er längst wieder alle Fäden in der Hand und treibt bei den Iranern Geld und Waffen auf für den Kampf gegen Israel. Zur Auffüllung der Raketenarsenale setzt er demnach verstärkt auf Eigenbau, überdies soll unter seiner Regie auch der Tunnelbau wieder vorangetrieben werden - mit Material vom Schwarzmarkt, das eigentlich zum Wiederaufbau eingesetzt werden soll, sowie mit 1000 Arbeitskräften, die rund um die Uhr graben.

Unter dem Strich erscheint es so, dass Totgesagte länger leben. Für Israel ist die Nachricht, dass Deif lebt, durchaus bedrohlich. Denn der gilt innerhalb der Hamas als Falke. Mit dem nun frisch gestärkten Nimbus der Unsterblichkeit wird er auch die moderateren Mitglieder der politischen Führung künftig noch stärker unter Druck setzen.

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Quelle:
SZ vom 30.04.2015
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