Süddeutsche Zeitung

Nach schweren Straßenschlachten in Moskau:Polizei nimmt mindestens 1200 Gastarbeiter fest

Reaktion auf die Stürmung eines Einkaufszentrums durch Rechtsradikale in Moskau: Die russische Polizei nimmt bei einer Großrazzia mindestens 1200 Gastarbeiter fest. Damit soll die Situation entschärft werden.

Nach massiven ausländerfeindlichen Krawallen in Moskau hat die russische Polizei bei einer Großrazzia mindestens 1200 Gastarbeiter vorübergehend festgenommen. Auf einem von Migranten betriebenen Großmarkt seien zudem in einem Fahrzeug Waffen und eine große Menge Bargeld sichergestellt worden, teilten die Behörden der Agentur Interfax zufolge mit.

Die Sicherheitskräfte waren auf der Suche nach illegalen Gastarbeitern aus anderen ehemaligen Sowjetrepubliken. Die Razzia sollte nach Ansicht von Kommentatoren die Situation im Stadtteil Birjuljowo entschärfen und die "Verwicklung" der Verdächtigen in die Ereignisse der vergangenen Tage klären. In dem Bezirk hatten am Sonntagabend Anwohner, Rechtsradikale und Fußball-Hooligans aus Wut über den Mord an einem jungen Mann durch einen Kaukasier den Großmarkt gestürmt, ein Einkaufszentrum geplündert und sich Straßenschlachten mit der Polizei geliefert.

Die Polizei setzte eine Million Rubel (etwa 23.000 Euro) Belohnung für Hinweise auf den Mörder von Jegor Schtscherbakow aus. Der 25-Jährige war in der Nacht auf Donnerstag erstochen worden, als er seine Freundin gegen Belästigungen schützen wollte.

Etwa 380 Angreifer waren festgenommen und mindestens 23 Menschen verletzt worden. Anwohner forderten die Schließung des Marktes, der am Montag auch von Mitarbeitern der Lebensmittelaufsicht durchsucht wurde.

In der Vergangenheit kam es zwischen Radikalen und Migranten wiederholt zu nationalistisch motivierten Konflikten. Im Dezember 2010 machten etwa 5000 Rechtsextreme und Hooligans in der Nähe des Roten Platzes in Moskau Jagd auf Gastarbeiter, nachdem ein Fußballfan im Streit von einem Kaukasier getötet worden war.

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Süddeutsche.de/dpa/AFP/schma
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