Süddeutsche Zeitung

Nach Präsidentschaftswahl:Mindestens zehn Tote bei Unruhen in Nigeria

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Im muslimisch geprägten Norden Nigerias eskaliert nach den Präsidentschaftswahlen die Gewalt gegen Anhänger des christlichen Wahlsiegers Goodluck Jonathan. Mindestens zehn Menschen kamen ums Leben.

Nach dem Sieg von Amtsinhaber Goodluck Jonathan bei den Präsidentschaftswahlen sind in mehreren Städten im überwiegend muslimischen Norden Nigerias Unruhen ausgebrochen. Mindestens zehn Menschen kamen Medienberichten zufolge in den Bundesstaaten Gombe und Bauchi ums Leben. Das nigerianische Rote Kreuz sprach am Montagabend von zahlreichen Toten, ohne genaue Zahlen nennen zu können. Um die Gewalt einzudämmen, wurde in mehreren Städten eine Ausgangssperre verhängt.

Bei den Unruhen wurden mehrere Häuser von Funktionären der regierenden Demokratischen Volkspartei (PDP) Jonathans niedergebrannt. Auch aus dem Süden stammende Einwohner wurden angegriffen. "Sie haben unsere Autos und Häuser zerstört. Ich rannte um mein Leben", sagte eine Frau aus der Stadt Zaria am Montag der Onlinezeitung Next. Am Nachmittag hatten sich die Unruhen bis in die nigerianische Hauptstadt Abuja ausgebreitet.

Der in seinem Amt bestätigte Jonathan appellierte an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren - politischer Ehrgeiz sei kein Blutvergießen wert. Auch für seine unterlegenen Herausforderer fand der Wahlsieger versöhnliche Worte: "Ich gratuliere den Kandidaten der anderen politischen Parteien", erklärte Jonathan am Montag. "Ich betrachte sie nicht als Gegner, sondern als Partner." Dabei erwähnte er namentlich auch seinen schärfsten Herausforderer, den 67-jährige Muslim und ehemaligen Militärmachthaber Muhammadu Buhari.

Nach Angaben der Unabhängigen Wahlkommission erhielt der erst seit dem vergangenen Jahr amtierende 53-jährige Christ Jonathan knapp 22,5 Millionen Stimmen. Buhari kam auf gut 12,2 Millionen Stimmen. Wie die Kommission am späten Montagabend weiter mitteilte, hatten fast 34,5 Millionen der mehr als 73 Millionen registrierten Wähler ihre Stimme abgegeben.

Wahlbeobachter der Afrikanischen Region bezeichneten die Präsidentenwahl als die korrektesten und ordentlichsten seit Jahrzehnten - im Vorfeld hatte es umfangreiche Wahlreformen gegeben. Allerdings bewahrheitete sich die Befürchtung vieler Experten, dass die Wahl die ethnischen und religiösen Gräben in dem ölreichen Vielvölkerstaat vertiefen könnte.

Das Endergebnis der Wahl liegt noch nicht vor, weil in einem Teil des Landes am 26. April nachgewählt werden muss. Die Wahlen wurden nach politischer Gewalt im Vorfeld von starken Sicherheitsmaßnahmen begleitet. Mehr als 17.000 Polizisten und Soldaten waren im Einsatz. Neben radikalen Islamisten hatten Rebellen im ölreichen Nigerdelta mit Anschlägen gedroht. Nigeria ist mit rund 150 Millionen Einwohnern das bevölkerungsreichste Land Afrikas. Es wird immer wieder von Gewalt zwischen Christen und Muslimen erschüttert.

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