Süddeutsche Zeitung

Montenegro:Gewalt bei Anti-Regierungs-Protesten

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Tausende Demonstranten fordern den Rücktritt des montenegrinischen Regierungschefs Milo Djukanović. Es kommt zu Ausschreitungen mit mehreren Verletzten, die Polizei setzt Tränengas ein.

Tausende Regierungsgegner haben in Montenegros Hauptstadt Podgorica zum dritten Mal in dieser Woche den Rücktritt von Ministerpräsident Milo Djukanović gefordert. Die Demonstranten versuchten am Samstag mit Gewalt, die Polizeiabsperrung um das Parlament zu durchbrechen, woraufhin die Polizei die Kundgebung mit Tränengas auflöste. Innenminister Raško Konjević sagte, 15 Polizisten seien bei den Zusammenstößen verletzt worden, einer davon schwer. Zudem hätten 25 Demonstranten medizinische Hilfe in Anspruch genommen, zumeist wegen Verletzungen durch Tränengas. Ein Oppositionsführer wurde festgenommen.

Laut dem Innenminister gab es nach den Ausschreitungen am Parlament an verschiedenen weiteren Orten der Hauptstadt Zusammenstöße, bevor die Polizei die Ruhe wiederherstellte. Die Demonstranten forderten den Rücktritt von Djukanović, der den kleinen Balkanstaat seit 1990 regiert. "Mehr als 25 Jahre an der Macht wären zu viel, selbst wenn er Mahatma Gandhi wäre und nicht dieser Dieb", sagte der 30-jährige Demonstrant Raso. Der Rentner Goran sagte, es gebe keine Jobs, Djukanović habe die Bevölkerung ausgeraubt.

Einige Demonstranten trugen Banner mit der Aufschrift "Nein zur Nato" und "Für militärische Neutralität von Montenegro". Die prowestliche Regierung des Landes hofft auf eine Einladung zu einem Beitritt zur Nato. Doch viele Bürger mit historischen Verbindungen zu Russland sind dagegen. Der Ministerpräsident hat einen Rücktritt abgelehnt, aber angeboten, vorgezogene Neuwahlen anzusetzen nach einem Nato-Treffen im Dezember. Es wird erwartet, dass die Nato dabei Montenegro einladen wird, dem Militärbündnis beizutreten. Djukanović hat der Opposition vorgeworfen, auf Drängen Russlands mit den Protesten einen Nato-Beitritt verhindern zu wollen.

Der 53-Jährige wurde seit der Unabhängigkeit Montenegros von Serbien 2006 dreimal zum Ministerpräsidenten gewählt. Von 1998 bis 2002 war er zudem Staatspräsident des Landes. Die nächste reguläre Parlamentswahl steht Anfang nächsten Jahres an.

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Quelle:
SZ vom 26.10.2015 / AFP, AP
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