Süddeutsche Zeitung

Attacke von Einzeltäter:Selbstmordanschlag vor US-Botschaft in Montenegro

Lesezeit: 1 min

Auf die US-Botschaft in Montenegro ist ein Anschlag verübt worden. Ein Mann habe kurz nach Mitternacht offensichtlich einen Sprengsatz auf das Botschaftsgebäude in der Hauptstadt Podgorica geworfen. Mit einem weiteren Sprengsatz habe er sich anschließend selbst getötet, teilte die Regierung des Balkanlandes am Donnerstagmorgen mit. Es habe sich "sehr wahrscheinlich" um Handgranaten gehandelt. Außer dem mutmaßlichen Angreifer sei niemand getötet oder verletzt worden. Zudem seien keine Schäden entstanden, so die Regierung.

Die Gegend wurde von der Polizei abgesperrt. Die US-Botschaft empfahl ohne weitere Einzelheiten, die Nähe zu dem attackierten Gebäude zu meiden. Die Polizei habe laut Regierung Ermittlungen eingeleitet, die Identität des Mannes sei noch unklar. Eine mögliche Spur gebe es noch nicht.

Ein Sprecher des US-Außenministeriums bestätigte "einen Angriff auf das US-Botschaftsgelände". Die Botschaftsmitarbeiter arbeiteten eng mit der Polizei zusammen, um die Identität des oder der Angreifer zu klären.

Montenegro steht seit Langem zwischen den politischen Fronten. Im vergangenen Sommer wurde das Land in die Nato aufgenommen, obwohl es traditionell sehr enge Beziehungen zu Russland hat. Wegen des Beitritts hatte US-Vizepräsident Mike Pence das Land mit nur 620 000 Einwohnern besucht und alle Staaten der Region gedrängt, ihre Beziehungen zu Russland zu lösen, um sich dem Westen zuzuwenden.

Bei der letzten Parlamentswahl im Oktober 2016 hatte es einen gescheiterten Putschversuch gegeben. Im dazu laufenden Gerichtsverfahren behauptet die Staatsanwaltschaft, Russland und der Nachbar Serbien als sein ebenfalls enger Verbündeter seien darin verwickelt gewesen. Moskau bestreitet jede Beteiligung als absurd und beschuldigt die montenegrinische Regierung, den Fall konstruiert zu haben, um das Land weiter von Russland zu entfernen.

Montenegro war als Teil des auseinandergebrochenen Vielvölkerstaates Jugoslawien und der "Staatenunion von Serbien und Montenegro" 2006 selbständig geworden. Zunächst hatten russische Oligarchen große Teile der Wirtschaft übernommen und massiv Grundstücke an der Adriaküste aufgekauft. Russische Urlauber bildeten das Rückgrat der heimischen Tourismusindustrie. Inzwischen ist das Land jedoch nicht nur Nato-Mitglied, sondern auch einer der aussichtsreichsten EU-Kandidaten. Die EU-Kommission hatte zuletzt 2025 als mögliches Beitrittsdatum genannt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3878091
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/AFP/AP/dpa/bix
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.