Süddeutsche Zeitung

Misshandlung von Flüchtlingen:Staatsanwaltschaft ermittelt im Fall Burbach gegen 50 Personen

Vorwurf: Gewusst aber nichts getan

Nach den mutmaßlichen Misshandlungen an Flüchtlingen in einer Notunterkunft in Burbach im vergangenen Jahr hat die Staatsanwaltschaft gegen mehr als 50 Personen Ermittlungen eingeleitet. Es sei eine Vielzahl möglicher Straftaten ans Licht gekommen, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Siegen. "Wir ermitteln wegen Freiheitsberaubung, Körperverletzung und Nötigung." Im vergangenen März hatte die Staatsanwaltschaft noch von gut 30 Beschuldigten gesprochen.

Neben den jeweiligen Tätern sollen auch Sozialbetreuer, die Heimleitung und Polizisten von den Übergriffen gewusst haben, ohne dagegen einzuschreiten, teilte die Anklagebehörde mit. "Wir ermitteln gegen namentlich noch nicht bekannte Beamte", bestätigte der Sprecher der Siegener Staatsanwaltschaft. Gegen zwei Bedienstete der Bezirksregierung Arnsberg bestehe ein Anfangsverdacht der Freiheitsberaubung und der Nötigung durch Unterlassen

In der Notunterkunft gab es ein "Problemzimmer", in das offenbar häufiger Flüchtlinge eingesperrt wurden. Hier fanden auch die dokumentierten Übergriffe statt. Von dem vergitterten Raum in der ehemaligen Kaserne wussten nicht nur die Wachleute, sondern offenbar auch Betreuer und Vorgesetzte der Betreiberfirma.

Aufnahmen belegten Misshandlungen durch Wachleute

Im September vergangenen Jahres war bekannt geworden, dass in einer von European Homecare betriebenen Notunterkunft Asylbewerber von Wachleuten eines privaten Sicherheitsdienstes misshandelt worden sein sollen. Ein mit dem Handy aufgenommenes Foto zeigt zwei Sicherheitsleute und einen am Boden liegenden, gefesselten Mann. Einer der beiden Wachmänner drückt das Opfer mit einem Stiefel nach unten.

Daneben existiert eine Videoaufnahme, in dem ein Mann aufgefordert wird, sich auf eine Matratze mit Erbrochenem zu legen. European Homecare betreibt nach eigenen Angaben bundesweit etwa 40 Einrichtungen für Asylbewerber und Flüchtlinge.

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SZ.de/dala/dpa/afp
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