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Migration:Frontex-Chef warnt vor neuer Hauptroute für Flüchtlinge

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Der Chef der europäischen Grenzschutzagentur Frontex hat vor einer neuen Hauptroute für Migranten nach Europa gewarnt. Im Juni habe man im westlichen Mittelmeer etwa 6000 irreguläre Grenzübertritte aus Afrika nach Spanien gezählt. 2016 waren es den Zahlen der Internationalen Organisation für Migration zufolge nicht einmal im ganzen Jahr so viele. "Wenn Sie mich fragen, was meine größte Sorge derzeit ist: Dann sage ich Spanien", erklärte Fabrice Leggeri der Welt am Sonntag.

"Wenn die Zahlen dort so steigen wie zuletzt, wird sich dieser Weg zum wichtigsten entwickeln", sagte Leggeri. Bei etwa der Hälfte dieser Menschen handele es sich um Marokkaner, die anderen stammten aus Westafrika. Weil die gefährliche Route über Libyen immer "schwieriger zu benutzen" sei, werde den Menschen von den Schleusern seit einigen Monaten "ein alternatives Angebot zu Libyen gemacht: der Weg über Marokko nach Europa". Bislang war Spanien nach Italien und Griechenland nur der drittwichtigste Ankunftsort für Menschen, die über das Mittelmeer versuchen nach Europa zu gelangen.

Der Frontex-Chef sprach sich dafür aus, die Pläne für internationale Unterkünfte in Afrika voranzutreiben, damit niemand mehr davon ausgehen könne, dass er nach seiner Rettung nach Europa gebracht werde. "Wenn es diesen Automatismus nicht mehr gibt, können wir das kriminelle Geschäftsmodell erfolgreich bekämpfen."

Die Europäische Union hatte sich bei dem Gipfeltreffen vergangene Woche unter dem Eindruck der deutschen Regierungskrise auf eine Verschärfung ihrer Asylpolitik geeinigt. Künftig können demnach gerettete Bootsflüchtlinge in zentralen Sammellagern in der EU untergebracht werden. Ähnliche Lager in Nordafrika werden geprüft. Die Grenzschutzagentur Frontex soll schon bis 2020 verstärkt, die EU-Außengrenzen sollen stärker abgeriegelt werden. Menschenrechtsorganisationen sehen die Pläne kritisch. Sie fürchten, dass die Möglichkeit, in Europa um Asyl zu bitten, eingeschränkt werde.

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