Süddeutsche Zeitung

Meine Presseschau:Gipfel der besonderen Art

Amerikanische Medien bewerten das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un sehr unterschiedlich. Alles bloß Theater? Oder ein spektakulärer Erfolg?

Von Hubert Wetzel

Diplomatische Großtat oder absurdes Theater? Spektakulärer Erfolg oder peinliche Niederlage? Die amerikanischen Medien bewerteten das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und dem nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un sehr unterschiedlich. So unterschiedlich, dass sich zuweilen der Verdacht aufdrängte, statt über den Gipfel und dessen Ergebnisse (oder Nichtergebnisse) werde da in Wahrheit mal wieder über Trump geurteilt. Das freilich ist dann eher langweilig, denn welche Medien Trump verabscheuen und welche ihn fantastisch finden, ist ja hinlänglich bekannt.

Die Kritik der linksliberalen New York Times war daher absehbar. Der Gipfel habe von Kim kaum Zusagen erbracht, so das Blatt, dafür habe Trump große Zugeständnisse gemacht. Außerdem habe der Präsident einen höchst brutalen Diktator hofiert. Trump wisse zwar, dass Kim ein Menschenschinder sei. "Aber er glaubt, dass Grausamkeit kein Hindernis für ein gutes Geschäft sein sollte."

Dieser Vorwurf erboste die rechtsnationale Internetseite Breitbart. Wenn Barack Obama sich mit Diktatoren getroffen habe, hätten die Linken immer gejubelt, maulte ein Kommentator. Bei demokratischen Präsidenten seien den Medien die Menschenrechte völlig egal.

Zu einem recht nüchternen Urteil kam die Internetzeitschrift Politico. Trumps Treffen mit Kim sei gut gewesen, urteilt sie. "Andere Präsidenten haben Nordkoreas Atomprogramm nicht eindämmen können. Es war Zeit, etwas radikal anderes zu versuchen." Fazit: "Selbst eine kaputte Uhr geht zwei Mal am Tag richtig."

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Quelle:
SZ vom 16.06.2018
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