Süddeutsche Zeitung

Antisemitismus-Vorwürfe:Lufthansa verweigert Gruppe von orthodoxen Juden den Weiterflug

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Nach einem Streit um das Tragen von Masken werden alle erkennbar jüdisch-orthodoxen Passagiere vom Weiterflug ausgeschlossen. Die Lufthansa entschuldigt sich, der hessische Antisemitismusbeauftragte verlangt Aufklärung.

Die Lufthansa hat sich offiziell für einen Zwischenfall am Frankfurter Flughafen vom 4. Mai entschuldigt. Auf einem Flug von New York nach Frankfurt am Main hatte es zwischen dem Flugpersonal und mehreren jüdisch-ultraorthodoxen Passagieren Auseinandersetzungen um das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung gegeben. Mehrere Personen sollen sich geweigert haben, die vorgeschriebenen Masken ordnungsgemäß zu tragen.

Im Anschluss an diese Auseinandersetzung verweigerte die Lufthansa allen erkennbar jüdisch-orthodoxen Menschen den Weiterflug von Frankfurt nach Budapest, auch wenn diese nicht zwangsläufig an dem Masken-Streit beteiligt waren. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt unter Berufung auf einen Passagier der Lufthansa-Maschine aus New York, es seien alle Reisenden, die durch Hut und Schläfenlocken als ultraorthodoxe Juden zu erkennen gewesen seien, von der weiteren Beförderung ausgeschlossen worden - und nicht gezielt die Passagiere, die sich falsch verhalten hätten.

Die Fluggesellschaft hat sich bei den betroffenen Passagieren in einem öffentlichen Statement entschuldigt. Man wolle den Vorfall sehr ernstnehmen und weiter aufarbeiten, heißt es dort. "Ungeachtet davon bedauern wir, dass der größeren Gruppe die Weiterreise nicht ermöglicht wurde, anstatt diese Entscheidung auf einzelne Personen zu beschränken."

Kritik kommt auch von Hessens Antisemitismusbeauftragtem

Hessens Antisemitismusbeauftragter teilte am Dienstagabend mit, offensichtlich sei alleine wegen ihres erkennbaren Glaubens eine ganze Gruppe von Menschen für etwas verantwortlich gemacht worden, das offensichtlich nur einzelne Reisende betraf. "Dies ist diskriminierend und keine Bagatelle und umso mehr sollte sich auch die Unternehmensspitze persönlich in der Verantwortung sehen, sich für diesen Vorfall zu entschuldigen und klar und unmissverständlich Stellung beziehen", so Becker. Für Gespräche stehe er der Lufthansa gerne zur Verfügung. "So etwas darf sich nicht wiederholen", sagte der Antisemitismusbeauftragte.

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