Süddeutsche Zeitung

Libyen:Mindestens 15 Migranten sterben nach Flucht vor libyschen Schleusern

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Bei einem Fluchtversuch aus einem libyschen Gefangenenlager sind nach Angaben der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" mindestens 15 Migranten von Menschenhändlern erschossen worden. Dutzende weitere wurden nahe der Stadt Bani Walid im Nordwesten des Landes verletzt, teilte die Organisation am Freitagabend mit. Rund 20 Personen befinden sich nach Angaben des örtlichen Krankenhauses wegen Verletzungen durch Folter in Behandlung.

Die Geiselnehmer hätten auf die Menschen geschossen, als sie diese wieder einfangen wollten. Mehr als hundert Flüchtlinge sollen zuvor aus dem Lager geflohen sein, in dem sie nach Angaben internationaler Organisationen von Schleppern gefangen gehalten und gefoltert worden waren. Nach Angaben der Hilfsorganisationen und örtlicher Quellen flüchteten die Menschen bereits am Mittwochabend aus dem Lager.

Seit dem Sturz von Muammar al-Gaddafi 2011 herrscht Chaos in Libyen

Bani Walid liegt an einer Transitroute der Schlepper in Richtung Mittelmeerküste. Nach Angaben eines örtlichen Verantwortlichen gibt es in der Region etwa 20 illegale Lager, in denen Flüchtlinge von Schleusern interniert werden. Die Schleuser halten die Menschen gefangen, um von ihrem Familien Lösegelder zu erpressen.

Die Überlebenden, vor allem Teenager, sollen hauptsächlich aus Eritrea, Äthiopien und Somalia stammen und Asyl in Europa anstreben. Sie berichteten, bis zu drei Jahre lang gefangen gewesen zu sein.

Seit dem Sturz von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 herrschen in Libyen chaotische Zustände. In weiten Teilen des Landes haben bewaffnete Milizen das Sagen. Etliche von ihnen sind im lukrativen Geschäft mit dem Schleusen von Flüchtlingen aktiv, die über das Mittelmeer nach Europa gelangen wollen. Immer wieder gibt es Berichte über schwere Misshandlungen dieser Menschen.

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