Süddeutsche Zeitung

Libyen:14 Tote bei Angriff auf Wahlkommission in Tripolis

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Bei einem Angriff auf die Zentrale der libyschen Wahlkommission sind in der Hauptstadt Tripolis 14 Menschen ums Leben gekommen. Unter ihnen seien zwei Selbstmordattentäter, sagte der Innenminister der international anerkannten Einheitsregierung, Abd al-Salam Aschur, am Mittwoch.

Bei den Opfern handelt es sich demnach um zwei Polizisten und zehn Mitarbeiter der Kommission. Unbekannte hätten die Zentrale angegriffen und sich mit der Polizei einen Schusswechsel geliefert, bevor sich die Attentäter in die Luft gesprengt hätten. Bilder zeigten dichte Rauchwolken über dem Gebäude.

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bekannte sich zu dem Attentat. Zwei Männer seien in die Zentrale der Wahlkommission eingedrungen und hätten Sprengstoffwesten gezündet, erklärte der IS. In dem Land wird seit Längerem mit derartigen IS-Schläferattacken gerechnet.

Ein Wahltermin ist noch nicht festgelegt

Islamistische Extremisten sind gegen demokratische Wahlen in Libyen und haben bereits in anderen Ländern Anschläge gegen Wahlvorgänge verübt. Die Extremisten machen sich das Chaos in Libyen zunutze und haben dort bereits zahlreiche Attentate verübt.

In dem nordafrikanischen Land bekämpfen sich seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 zahlreiche Milizen. Die international anerkannte Regierung in Tripolis konnte ihren Einfluss bisher kaum über die Hauptstadt hinaus ausdehnen. Sie konkurriert mit zwei anderen Regierungen um die Macht.

Die Wahlkommission gilt als eine der wenigen glaubwürdigen und unabhängigen Institutionen im Land, 2012 und 2014 hatte sie die ersten Wahlen nach der 42 Jahre andauernden Gaddafi-Herrschaft organisiert. Um eine Entscheidung zwischen den rivalisierenden Lagern herbeizuführen, dringen die internationale Gemeinschaft und die Vereinten Nationen auf die Abhaltung von Wahlen in diesem Jahr. Die Wählerregistrierung ist bereits abgeschlossen, ein Wahltermin wurde aber noch nicht festgelegt.

Die Libyen-Mission der Vereinten Nationen erklärte, die Gewalt werde die Libyer nicht davon abhalten, bei der Schaffung von Rechtsstaatlichkeit und Institutionen voranzuschreiten.

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