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"Querdenken"-Kundgebung:Stadt Leipzig beendet Demonstration gegen Corona-Maßnahmen

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Trotz klarer Vorgaben, den Infektionsschutz zu gewährleisten, stehen die Teilnehmer dicht gedrängt und tragen selten Masken.

Tausende Menschen protestieren am Samstag in der Leipziger Innenstadt bei der "Querdenken"-Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen. Gegen 15.40 Uhr teilte die Stadt Leipzig mit, dass sie als Versammlungsbehörde die Demonstration "wegen Verstößen gegen die Auflagen" beendet habe.

Der Platz zwischen Gewandhaus und der Leipziger Oper war am Nachmittag dicht gefüllt. Trotz klarer Vorgaben, den Infektionsschutz zu gewährleisten, hielten sich die Teilnehmer größtenteils nicht an die Abstandsregeln, außerdem trugen nur wenige eine Mund-Nasen-Bedeckung. "Die Einsatzkräfte sprechen Personen ohne Maske an, wenn uns ein Attest gezeigt wird, gleichen wir das mit den Angaben im Personalausweis ab", sagte eine Polizeisprecherin. "Es ist aber schwierig, bei dieser Menge lückenlos zu kontrollieren." Offizielle Angaben zur Teilnehmerzahl machte die Polizei zunächst nicht.

Michael Ballweg, führender Kopf der Querdenker-Bewegung hat sich in der Vergangenheit von extremistischen Gruppen distanziert - dennoch mischten sich in Leipzig ungehindert zahlreiche Rechtsextreme unter die Demonstranten, Mitglieder der NPD-Jugendorganisation zogen mit Banner und Fahnen durch die Stadt. Auch der ehemalige Vorsitzender der NPD, Udo Voigt, war angereist, um zu demonstrieren sowie die rechtsextreme Bewegung Pro Chemnitz. Seit der Auflösung sammeln sich Beobachtern zufolge immer wieder kleinere Grüppchen gewaltbereiteter Neonazis in den Seitenstraßen und liefern sich Auseinandersetzungen mit der Polizei.

Vorausgegangen war der Demonstration eine juristische Auseinandersetzung: Die Stadt Leipzig hatte die Kundgebung zunächst auf Parkplätze der Neuen Messe außerhalb des Stadtzentrums verlegen wollen, weil sie viele Teilnehmer erwartete. Das Oberverwaltungsgericht Bautzen entschied dann aber, dass die Demonstration, die für 16 000 Teilnehmer angemeldet war, doch auf dem zentralen Augustusplatz stattfinden darf.

Einige Hundert Gegendemonstranten

Weil die Menschen dort so dicht gedrängt standen, hatten die Veranstalter ihre Kundgebung zwischenzeitlich schon einmal unterbrechen müssen. Sie riefen die Teilnehmer auf, die Veranstaltungsfläche voll auszunutzen; nach etwa einer halben Stunde ging die Kundgebung weiter. Die Polizei hatte die Versammlungsfläche zuvor schon deutlich vergrößert, um dem Andrang gerecht zu werden: Die Kundgebung wurde am Samstagmittag auf den innerstädtischen Ring und angrenzende Straßen ausgeweitet.

Am Rande der "Querdenken"-Demo versammelten sich in Leipzig auch mehrere Hundert Gegendemonstranten. Die meisten von ihnen standen am Nachmittag an einer Zufahrtsstraße zum Augustusplatz. Zahlenmäßig waren die Gegendemonstranten der Kundgebung aber deutlich unterlegen. Unter anderem das Bündnis "Leipzig nimmt Platz" hatte zu Gegenprotesten aufgerufen.

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