Süddeutsche Zeitung

Krieg in Syrien:EU drängt Türkei zur Aufnahme von Aleppo-Flüchtlingen

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EU: Flüchtlinge sind aufzunehmen

Die EU fordert die Türkei auf, Zehntausende vor den Bombenangriffen im syrischen Aleppo flüchtende Menschen ins Land zu lassen. Bei einem Treffen der europäischen Außenminister in Amsterdam sei dem türkischen Kollegen Mevlüt Çavuşoğlu deutlich gemacht worden, dass die Grenzen offen bleiben sollten, sagte die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini. Es gebe eine "moralische und rechtliche Pflicht", Schutzsuchenden zu helfen.

Zuvor hatte EU-Erweiterungskommissar Johannes Hahn die Türkei an die Genfer Konvention erinnert, "wonach Flüchtlinge aufzunehmen sind" und zur Öffnung der Grenzen gemahnt.

Türkei: Türen sind nicht geschlossen

Çavuşoğlu betonte, die Türkei lasse Bürgerkriegsflüchtlinge aus Aleppo weiter ins Land. "Wir halten an der Politik der offenen Tür für diejenigen fest, die vor der Gewalt des Regimes und den russischen Luftschlägen fliehen", sagte er in Amsterdam. "Wir haben bereits 5000 von ihnen aufgenommen und 50 000 bis 55 000 sind auf dem Weg."

Der Gouverneur der südtürkischen Grenzprovinz Kilis dagegen erklärte, in den vergangenen 48 Stunden seien etwa 35 000 Syrer angekommen, die in Lagern auf der syrischen Seite der Grenze versorgt würden. Mit weiteren 70 000 Flüchtlingen sei zu rechnen, wenn die syrische Regierungstruppen unter dem Schutz russischer Luftangriffe weiter auf Aleppo vorrückten.

"Unsere Türen sind nicht geschlossen", sagte der zuständige Gouverneur am Grenzübergang Öncüpinar nahe der türkischen Stadt Kilis. "Aber momentan besteht keine Notwendigkeit, diese Leute innerhalb unserer Grenzen zu versorgen." Die Flüchtlinge erhielten in den Lagern Lebensmittel, Decken und Zelte.

Allerdings blieb die Grenze übereinstimmenden Berichten zufolge zunächst dicht.

Zehntausende harren an der Grenze aus

Der Leiter der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman, sagte hingegen zu den Bedingungen an der Grenze: "Die Lage ist dramatisch." Familien schliefen in der Kälte in Zelten und Lagern, internationale Hilfsorganisationen seien nicht vor Ort.

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Quelle:
SZ vom 08.02.2016
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