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Krieg in Libyen:Nato bombardiert Gaddafis Sicherheitskräfte

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Der Westen hält den Druck auf Libyens Machthaber hoch: Nach dem Antrag auf einen internationalen Haftbefehl gegen Muammar al-Gaddafi hat die Nato Regierungsgebäude ins Visier genommen. Gaddafis Sprecher kündigte derweil an, vier Journalisten freizulassen.

Die Nato hat am Dienstag erneut Ziele in der libyschen Hauptstadt Tripolis bombardiert. Dabei sollen nach Angaben der Regierung von Machthaber Muammar al-Gaddafi ein Komplex der Sicherheitskräfte und das Gebäude der Antikorruptionsbehörde getroffen worden sein. Ein Haus stand in Flammen. Berichte über Opfer gab es nicht.

Bei einem Nato-Luftangriff vor knapp drei Wochen waren nach libyschen Regierungsangaben mehrere Verwandte Gaddafis getötet worden, darunter auch einer seiner Söhne. Die Nato greift auf der Grundlage eines UN-Mandats die libyschen Regierungstruppen aus der Luft an. In dem seit drei Monaten anhaltenden Bürgerkrieg herrscht eine Pattsituation.

Arabischen Fernsehberichten zufolge sagte sich in dem Chef der staatlichen Ölgesellschaft inzwischen ein weiterer Vertreter der libyschen Führung von Gaddafi los. Der TV-Sender al-Arabija berichtete, Schokri Ghanem sei zu den Rebellen übergelaufen. Dem Konkurrenzsender al-Dschasira zufolge setzte er sich hingegen ins Ausland ab.

Antrag auf internationalen Haftbefehl

Am Montag hatte der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH) in Den Haag internationale Haftbefehle gegen den libyschen Machthaber Muammar al-Gaddafi, seinen Sohn Saif al-Islam sowie Geheimdienstchef Abdullah Senussi beantragt. Ihnen werden Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen, darunter Mord, Folter, die Verfolgung unschuldiger Menschen und Vergewaltigungen.

Die libysche Führung in Tripolis hatte zuvor erklärt, einen möglichen Strafbefehl des IStGH zu ignorieren. Das Gericht sei ein "Baby der Europäischen Union, um afrikanische Führer zu verfolgen", wurde der stellvertretende Außenminister Chaled Kaim in libyschen Staatsmedien zitiert.

Journalisten vor der Freilassung

Regierungssprecher Mussa Ibrahim kündigte am Montagabend die Freilassung ausländischer Journalisten an. Die vier Reporter - nach Regierungsangaben mindestens zwei Amerikaner und ein Spanier - sollten an diesem Dienstag einem Gericht vorgeführt werden, hieß es.

Ibrahim erklärte, er rechne nicht mit einer Gefängnisstrafe. Wahrscheinlich würden sie nur eine Geldstrafe erhalten und kämen dann frei. Die vier Journalisten werden seit dem 5. April festgehalten. Der Regierungssprecher sagte, Grund für die Verzögerung der Bearbeitung des Falls sei ein Nato-Luftangriff auf Büros des Justizministeriums und das allgemeine Chaos des Krieges. Ein südafrikanischer Journalist, der vermutlich ebenfalls von den libyschen Sicherheitskräften gefangen genommen wurde, sei nicht gefunden worden.

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