Süddeutsche Zeitung

Krieg in Libyen:Durchhalteparolen von Gaddafis Tochter

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Wer ihren Vater nicht wolle, verdiene nicht zu leben: Aischa al-Gaddafi fordert die Libyer zu Regimetreue und Widerstand gegen die USA auf. In Deutschland zeigt eine Umfrage die Zerrissenheit der Bevölkerung, wenn es um einen Einsatz der Bundeswehr in Libyen geht.

Mit einer kämpferischen Rede hat die Tochter des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi ihre Landsleute zum Widerstand gegen die Aufständischen und ihre Verbündeten aufgefordert. "Wer Gaddafi nicht will, der verdient nicht zu leben", sagte Aischa al-Gaddafi in der Nacht zum Freitag vor Anhängern im Stützpunkt Bab al-Asisi in Tripolis nach Angaben arabischer Medien. Ihr Vater halte sich nicht einfach nur in Libyen auf, "sondern er ist in den Herzen aller Libyer".

Aischa al-Gaddafi erinnerte in ihrer Rede an den 25. Jahrestag des US-Luftangriffs auf Tripolis. Sie sagte: "Als ich ein Mädchen von gerade einmal neun Jahren war in diesem Haus von Geduld und Tapferkeit, feuerten sie Raketen auf uns ab und versuchten, mich zu töten. Sie töteten damals in Libyen Dutzende von Kindern, und jetzt nach einem Vierteljahrhundert sind es die gleichen Raketen und Bomben, die auf die Köpfe meiner und eurer Kinder regnen, so als wollten sie eine Generation nach der anderen bestrafen."

Die USA hatten den Angriff am 15. April 1986 als Reaktion auf die Unterstützung des libyschen Regimes für den internationalen Terrorismus bezeichnet. Ihm vorausgegangen war ein Attentat auf die Berliner Discothek "La Belle", die häufig von US-Soldaten besucht worden war. Die US-Regierung hatte Gaddafi für den Anschlag verantwortlich gemacht.

Die Truppen des Diktators griffen am Freitag die Stadt Jafran südwestlich von Tripolis an. Das berichtet der Nachrichtensender al-Arabija unter Berufung auf Augenzeugen. Auf einer Website der Aufständischen hieß es, die Rebellen und die Zivilbevölkerung der seit Wochen belagerten Stadt Misurata hätten am Donnerstag den ganzen Tag Angriffe der Truppen Gaddafis ertragen müssen. Es sei ihnen aber gelungen, ein Eindringen der Truppen ins Stadtzentrum zu verhindern.

In Deutschland ist die Bevölkerung derweil gespalten, was einen humanitären Einsatz der Bundeswehr in Libyen angeht. Das ergab eine Umfrage von Infratest dimap im Auftrag der ARD.

Demnach lehnen 45 Prozent der Befragten einen Einsatz deutscher Soldaten zur Unterstützung humanitärer Hilfseinsätze ab. 50 Prozent der Bundesbürger unterstützen nach ARD-Angaben ein solches militärisches Vorhaben der EU und befürworten den Einsatz deutscher Soldaten. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) der Befragten ist gegen eine Aufnahme von Nordafrikanern aus den Krisengebieten. 39 Prozent sind für eine Aufnahme.

Der Umgang mit Flüchtlingen aus Nordafrika ist ein Zankapfel zwischen Regierung und Opposition. Während sich Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) gegen eine Aufnahme wendet, beklagten SPD, Linke und Grüne eine "Abschottungspolitik" der Bundesregierung.

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