Süddeutsche Zeitung

Kremlkritische Band:Russisches Gericht verbietet Pussy-Riot-Video

Lesezeit: 1 min

Ihr "Punk-Gebet" in einer russischen Kirche hat die Band Pussy Riot berühmt gemacht. Zwei Sängerinnen wurden wegen "religiösen Hasses" verurteilt. Nun hat ein Gericht in Moskau das Video ihrer kremlkritischen Aktion verboten. Es sei "extremistisch".

Videoclips der russischen Band Pussy Riot und ihres kremlkritischen "Punk-Gebets" sind von einem Gericht in Moskau als extremistisch eingestuft und damit verboten worden. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft werde der Zugang zu Internetseiten mit den Filmen der Gruppe blockiert, sagte ein Justizsprecher in Moskau. Sobald das Urteil rechtskräftig ist, darf das Video in Russland nicht mehr gezeigt werden. Eine Missachtung würde als Straftat verfolgt.

Das Video des Auftritts in der wichtigsten orthodoxen Kirche des Landes löste in Russland große Empörung aus. Die Band hatte in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale im Februar gegen die Allianz von Kirche und Staat und die Wiederwahl Wladimir Putins als Staatspräsident protestiert. Vor dem Altar sangen die Musikerinnen: "Gottesmutter, gesegnete Jungfrau, vertreibe Putin!" Auch den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I. kritisierten sie scharf. Das Video wurde millionenfach im Internet angesehen.

"Aufruf zu Ungehorsam"

Die Richterin Marina Mussimowitsch entsprach mit dem Urteil einem Antrag der Staatsanwaltschaft. Diese hatte, gestützt auf ein psychologisch-linguistisches Gutachten, argumentiert, die Videos verletzten die Gefühle von Gläubigen und sendeten verborgene Aufrufe zu Aufruhr und Ungehorsam. Die Experten eines Forschungsinstituts des russischen Kulturministeriums schrieben in ihrer Untersuchung, in den Kurzfilmen werde zu Terrorismus und Massenunruhen ähnlich der "Occupy Wall Street"-Bewegung und des Arabischen Frühlings aufgerufen.

Nach ihrem Protest gegen Putin im Februar waren die Mitglieder der Band Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina wegen "Rowdytums aus religiösem Hass" in einem umstrittenen Prozess zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden. Die dritte Angeklagte, Jekaterina Samuzewitsch, erhielt eine Bewährungsstrafe. Die Urteile gegen die Frauen hatten international Empörung ausgelöst. Zwei von ihnen sind Mütter kleiner Kinder.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1536876
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/dapd/webe
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.