Süddeutsche Zeitung

Kreml-Kritiker im Visier der Staatsanwaltschaft:Chodorkowski drohen neue Verfahren

Seine Haftstrafe hat er fast abgesessen, doch nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen den Kreml-Kritiker Chodorkowski. Es geht um den Vorwurf der Geldwäsche. Seit Jahren wird auch darüber spekuliert, ob der frühere Milliardär noch wegen Mordes angeklagt werden könnte.

Im August 2014 sollte Michail Chodorkowski eigentlich freikommen. Doch nun drohen dem Kreml-Kritiker weitere Verfahren. "Tatsächlich wird gegen ihn und eine Reihe anderer Personen in mehreren Strafsachen ermittelt, die eine gute gerichtliche Perspektive haben", sagte der stellvertretenden Generalstaatsanwalt Alexander Swjaginzow der russischen Nachrichtenagentur Interfax zufolge.

Konkret gehe es bei den neuen Ermittlungen im Fall des von Chodorkowski einst geführten Konzerns Yukos um den Vorwurf der Geldwäsche von zehn Milliarden US-Dollar, umgerechnet 7,3 Milliarden Euro, im Ausland, zitiert Interfax eine nicht näher benannte Justizquelle. Angesichts der laufenden Ermittlungen wolle er derzeit keinen Kommentar abgeben, sagte der Sprecher der einflussreichen obersten Ermittlungsbehörde, Wladimir Markin.

Seit Jahren wird auch darüber spekuliert, ob der frühere Milliardär Chordorkowski noch wegen Mordes angeklagt werden könnte. Präsident Wladimir Putin hatte nicht nur einmal gesagt, dass an Chodorkowskis Händen Blut klebe. Er spielte damit auf bis heute ungeklärte Todesfälle im Umfeld des Konzerns an.

Menschenrechtler hatten das Vorgehen gegen den früheren Oligarchen immer wieder als politisch motiviert kritisiert. Die Bundesregierung, die EU und die USA sprachen sich mehrfach für eine Freilassung Chordorkowskis aus. Er war 2003 nach öffentlich geübter Kritik an Kremlchef Putin festgenommen und später wegen diverser Wirtschaftsdelikte zu einer langen Gefängnisstrafe verurteilt worden. Das Oberste Gericht hatte erst vor wenigen Monaten seine Haftstrafe um zwei Jahre reduziert.

Chodorkowskis Verteidigung reagierte gelassen. "Ich weiß nichts über diese Strafverfahren", sagte sein Anwalt Wadim Kljuwgant. "Die vor elf Jahren gegründete Yukos-Ermittlungsgruppe macht weiter damit, Strafverfahren zu inszenieren", meinte der Jurist.

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