Süddeutsche Zeitung

Krankenversicherungen:Solidarität als Rezept

Gesetzliche und private Kassen müssten zusammen­gelegt werden, fordert eine Studie. Nur so könne eine tragfähige Solidargemeinschaft entstehen.

Von Rainer Stadler

Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung hat diese Woche Wirbel in der Gesundheitsbranche ausgelöst: Sie kam zu dem Ergebnis, dass die Deutschen bis zu 145 Euro pro Jahr weniger an Beiträgen zahlen müssten, wenn alle gesetzlich krankenversichert wären.

Wenn "Gutverdiener, Beamte und einkommensstarke Selbstständige" nicht mehr in die Privatversicherung einzahlten, sondern am Solidarausgleich der gesetzlichen Krankenversicherungen teilnehmen würden, könne das auch den Zusammenhalt der Gesellschaft stärken, hieß es.

Die Studie ermittelte unter anderem, dass sich in Regionen mit vielen Privatversicherten auch mehr Ärzte niedergelassen haben. Das würde vermutlich mit der "im Schnitt 2,5-fach höheren Vergütung ärztlicher Leistungen für Privatpatienten" zusammenhängen, erklärte die Bertelsmann-Stiftung.

Mit dem Effekt, dass es in ohnehin gut versorgten Gegenden noch mehr Ärzte gebe. Wie die Daten zeigen, sind Privatversicherte im Durchschnitt gesünder als gesetzlich Versicherte. Sie haben weniger Krankenhausaufenthalte, leiden nicht so oft unter Diabetes, Gelenkerkrankungen oder chronischen Rückenbeschwerden und sind seltener arbeitsunfähig.

Deshalb argumentiert die Gütersloher Stiftung: "Nur wenn sich alle Versicherten unabhängig vom Einkommen zusammentun, um die Risiken zwischen Gesunden und Kranken auszugleichen, kann eine tragfähige Solidargemeinschaft entstehen."

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Quelle:
SZ vom 22.02.2020
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