Süddeutsche Zeitung

Konferenz in Thessaloniki:Aufgebrachte Griechen attackieren deutschen Konsul

Sie skandierten "Nazis raus": Demonstranten haben eine Konferenz in Thessaloniki gestürmt und deutsche Diplomaten bedrängt. Den deutschen Konsul überschütteten sie mit Wasser und Kaffee.

Ausschreitungen in Thessaloniki: Dutzende griechische Demonstranten haben eine Konferenz zur deutsch-griechischen Zusammenarbeit gestürmt und sich Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Die Demonstranten übergossen Generalkonsul Wolfgang Hoelscher-Obermaier nach Polizeiangaben mit Wasser und Kaffee, als dieser das Gebäude betreten wollte.

Außerdem warfen sie Eier auf andere Teilnehmer. Hoelscher-Obermaier blieb unverletzt und wurde von Polizeibeamten aus dem Gedränge geleitet. Auch der Parlamentarische Staatssekretär im Arbeitsministerium, Hans-Joachim Fuchtel (CDU), war unter den Anwesenden. Er ist der deutsche Sondergesandte für Griechenland.

"Diese Leute sind nicht hierhergekommen, um uns zu helfen, sondern um unsere Todesstrafe zu verkünden", sagte Themis Balasopoulos, Chef der Gewerkschaft der Kommunalangestellten.

Insgesamt demonstrierten laut Polizei rund 300 Menschen vor dem Konferenzgebäude in der nordgriechischen Stadt. Einige von ihnen skandierten Parolen wie "Nazis raus". Über Lautsprecher wurden Nazi-Hymnen und griechische Radioaufnahmen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs abgespielt. Die Polizei verfolgte die Protestierenden durch das Konferenzzentrum. Ob es Festnahmen gab, war zunächst nicht bekannt.

Vor dem Gebäude beteiligte sich die Bundestagsabgeordnete Annette Groth (Linke) an der Demonstration. "Nicht ihr solltet den Preis für diese Krise zahlen, sondern die Reichen", sagte Groth.

In Griechenland wird Deutschland, obwohl es einer der größten Geldgeber ist, häufig für die harten Sparmaßnahmen verantwortlich gemacht, die das Land erfüllen muss, um Finanzhilfe zu erhalten. Erst vergangene Woche hatte das Parlament ein weiteres Sparpaket verabschiedet. Bei einem Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Athen gingen im Oktober rund 50.000 Bürger auf die Straße.

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dapd/Reuters/AFP/webe
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