Keiko Fujimori:Tochter und Rächerin
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Perus Ex-Präsident muss für 25 Jahre ins Gefängnis - doch für seine Tochter hat er das Land gerettet. Außer um die Ehre der Familie geht es Keiko Fujimori vor allem um eines: Macht.
Perus früherer Staatschef Alberto Fujimori war gerade verurteilt, da trat seine Tochter in Aktion. "Voller Hass und Rache" sei der Richterspruch gegen ihren Vater, der wegen des Einsatzes von Todesschwadronen für 25 Jahre ins Gefängnis muss, wetterte Keiko Fujimori vor dem Sondertribunal in Lima. "Wir gehen auf die Straße und unterstützen den besten Präsidenten, den dieses Land je hatte. Er hat Peru gerettet."
Zeugen und Dokumente bewiesen indes bei dem historischen Prozess, dass Fujimoris Regime mit Staatsterror gegen die Terrorbande Sendero Luminoso und Verdächtige zu Felde zog. Fujimori ließ auch Unschuldige massakrieren, dazu verschwanden viele Millionen Dollar. Doch das stört seine wichtigste Verteidigerin nicht. Außer um die Ehre der Familie geht es ihr vor allem um die Macht.
Längst hat diese Frau von 33 Jahren das Erbe des einstigen Potentaten angetreten. Sie teilt die japanischen Wurzeln des Mannes, den Peruaner "Chino" nennen, Chinese. Sie hat einen ähnlich aufbrausenden Charakter und ähnliche Ambitionen. Im Parlament ist Keiko Fujimori als Anführer der "Allianz für die Zukunft" (Alianza por el Futuro) die Abgeordnete mit der höchsten Gefolgschaft: 602.000 Landsleute wählten die Debütantin 2006.
Fujimoris Erstgeborene, Jahrgang 1975, gilt sogar als vorläufige Favoritin für die Präsidentschaftswahl 2011. Nach jetzigem Stand begrüßen zwischen 16 und 19 Prozent der Wahlberechtigten ihre Kandidatur fürs höchste Amt - mindestens ein Drittel der Landsleute erinnert sich gerne an Papas autoritäre Politik und an die Geldverteilung. Diese Verehrung und die Wut auf das Urteil könnten der Tochter helfen beim Versuch, seine Nachfolge anzutreten.
First Lady mit 19 Jahren
An Fujimoris Seite trat die Tochter schon früh. Nach der Trennung von Gattin Susana Higuchi, ihrer Mutter, ernannte der damalige Präsident die erst 19-jährige Keiko 1994 zur First Lady. Eine so junge Begleiterin hatte zuvor noch kein lateinamerikanischer Mandatsträger gehabt. Nach Fujimoris Flucht nach Japan ging sie mit ihrem US-amerikanischen Mann in die USA und erwarb einen Abschluss an der Columbia University in New York. Zuvor hatte sie in Boston Management studiert.
Der ehemalige Parlamentsvorsitzende Henry Paese fragte sich damals öffentlich, wie das alles bezahlt werde. Man könne niemandem vertrauen, der an der größten Korruption in der Geschichte Perus beteiligt gewesen sei, warnte Paese. Keiko Fujimori behauptet zwar, sie habe ihrem Vater geraten, sich von dem inzwischen ebenfalls inhaftierten Geheimdienstchef Vladimiro Montesinos abzuwenden. Doch ihre Kritiker betrachten sie zumindest als Mitwisserin eines Apparates von Repression und Bestechung.
2006 kündigte Keiko Fujimori an, ihr Vater wolle wieder Präsident werden. Sein Comeback endete mit der Festnahme beim Zwischenstopp in Chile und der Auslieferung nach Peru. Die Wahl gewann der alte Rivale Alan García. Aber die Tochter geht seitdem in die Offensive. "Der Fujimorismus", so heißt die Bewegung, werde "nicht die Arme verschränken". Sie kündigt Proteste an und sagt: "Wir sind Erste in den Umfragen und bleiben es."