Süddeutsche Zeitung

Kriegsverbrechertribunal in Den Haag:Karadžić muss lebenslang in Haft

Mehr als 20 Jahre nach dem Völkermord in Srebrenica hat das UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag im Berufungsverfahren das Urteil gegen den früheren bosnischen Serbenführer Radovan Karadžić gesprochen. Karadžić muss lebenslang ins Gefängnis.

Der heute 73-jährige Karadžić war 2016 in erster Instanz zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Ihm wurden tausendfacher Mord, Verfolgung und Zwangsvertreibungen von bosnischen Muslimen zur Last gelegt.

Karadžić gilt als als politisch Hauptverantwortlicher für den Völkermord von Srebrenica im Sommer 1995. Während des Bosnienkriegs hatten bosnisch-serbische Einheiten unter General Ratko Mladić die UN-Schutzzone überrannt und mehr als 8000 muslimische Männer und Jungen ermordet. Auch für die jahrelang andauernde Belagerung der Stadt Sarajevo, die Tausende Zivilisten das Leben kostete, war Karadžić laut UN-Tribunal verantwortlich.

Karadžić hat die Verantwortung für die ihm zur Last gelegten Taten stets bestritten und einen Freispruch gefordert. 2018 ging er gegen seine Verurteilung in Berufung. Der Prozess gegen ihn sei politisch motiviert gewesen. Er sei aufgrund von "Witzen und Gerüchten" verurteilt worden. Der Anklage ging das erstinstanzliche Urteil hingegen nicht weit genug: Sie forderte eine lebenslange Haftstrafe für Karadžić.

Seit 1996 war Karadžić mit internationalem Haftbefehl gesucht worden, er wurde jedoch erst zwölf Jahre später aufgespürt und inhaftiert. Bis 2008 lebte er unter falscher Identität im Untergrund. Während dieser Zeit praktizierte er unter anderem als Alternativmediziner in Belgrad.

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