Süddeutsche Zeitung

Venezuela:Kokainschmuggel an höchster Stelle?

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Venezuelas Parlamentspräsident offenbar im Visier von US-Drogenfahndern

Wegen großangelegten Kokainschmuggels ermitteln US-Behörden einem Pressebericht zufolge gegen Venezuelas Parlamentspräsidenten Diosdado Cabello und andere hochrangige Vertreter von Regierung und Armee des südamerikanischen Landes.

"Es gibt umfassende Beweise, dass er einer der Köpfe, wenn nicht der Kopf des Kartells ist", zitierte das Wall Street Journal einen nicht namentlich genannten Beamten des US-Justizministeriums. Cabello sei "sicherlich ein Hauptziel" der Ermittlungen. Der 52-jährige sozialistische Hardliner soll hinter Präsident Nicolás Maduro der zweitmächtigste Mann in Venezuela sein.

Die US-Drogenbekämpfungsbehörde DEA und Staatsanwälte der Bundesbehörden in New York und Miami ermittelten auf der Grundlage von Aussagen früherer Drogenhändler, berichtet die Zeitung weiter. Auch Informanten mit engen Verbindungen zu Regierungsvertretern in Caracas und Deserteure der venezolanischen Armee stützten den Verdacht.

Gegen Staatschef Maduro wird laut WSJ nicht ermittelt, dafür aber unter anderem gegen Ex-Innenminister Tarek El Aissami, den ehemaligen Chef des Militärgeheimdienstes, Hugo Carvajal sowie Cabellos Bruder, Industrieminister José David Cabello.

Reaktion auf die Vorwürfe

Ein US-Vertreter warnte dem Bericht zufolge, die Reaktionen Venezuelas auf die bereits vor Jahren eingeleiteten US-Ermittlungen würden "verheerend" sein. Cabello hatte vergangene Woche Anzeige gegen Mitarbeiter von drei venezolanischen Medien erstattet, die über die Drogen-Vorwürfe berichtet hatten.

"Sie beschuldigen mich ohne jeden Beweis, ein Drogenhändler zu sein, und nun bin ich der böse Bube", wurde Cabello von Staatsmedien zitiert. "Ich fühle mich beleidigt und keiner von denen hat sich wenigstens entschuldigt."

Verlagerung des Kokain-Handels

In Venezuela wird der Kokain-Rohstoff Koka zwar nicht angebaut. Nach US-Schätzungen wird jedoch fast ein Drittel der Kokain-Produktion anderer Andenstaaten durch Venezuela geschleust. Dem WSJ zufolge ist der Drogenhandel in Venezuela in den vergangenen Jahren explodiert.

Kolumbianische Drogenkartelle verlegten ihre Aktivitäten in das Nachbarland, weil in Kolumbien eine von den USA finanzierte Offensive gegen den Drogenhandel geführt wird. Dem ölreichen Venezuela setzt der drastisch gefallene Ölpreis massiv zu. Die Beziehungen des sozialistischen Landes zu den USA sind äußerst angespannt.

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