Süddeutsche Zeitung

Kampf gegen Hunger:Merkel macht Druck

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Vor dem Millenniumsgipfel kritisiert die Kanzlerin die mangelnden Fortschritte bei der Armutsbekämpfung. Rockstar Bono lobt Merkel - und attackiert Entwicklungsminister Niebel.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat eine raschere Bekämpfung von Hunger und Armut in der Welt gefordert. Zwei Tage vor dem Milleniumsgipfel der Vereinten Nationen, zu dem Merkel am Sonntag nach New York fliegt, sagte die Kanzlerin in ihrer wöchentlichen Videobotschaft im Internet, es sei eine gute Nachricht, dass die Zahl der Hungernden auf der Welt im vergangenen Jahr um hundert Millionen gesunken sei. "Dennoch", betonte Merkel, "geht mir das alles viel zu langsam voran - wir müssen schneller werden".

Vor zehn Jahren hatten die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen vereinbart, Hunger und Armut auf der Welt bis 2015 zu halbieren. Auf dem Gipfel, der am Montag beginnt und an dem unter anderen Merkel und US-Präsident Barack Obama teilnehmen, soll nun Zwischenbilanz gezogen werden. Merkel sagte, sie wolle in Gesprächen mit verschiedenen Ländern erfahren, "wie unsere Entwicklungshilfe ankommt und was wir noch besser machen müssen, um die nötigen Erfolge zu erreichen und die Ziele auch wirklich zu realisieren". Es sei absehbar, dass nicht alle Ziele erreicht werden könnten. "Aber wir können in den nächsten fünf Jahren noch vieles schaffen", sagte Merkel. Deutschland werde seine Mittel für die Entwicklungshilfe "trotz unserer Sparprogramme" nicht reduzieren. "Ich glaube, dies ist eine wichtige Botschaft."

Der Sänger der Rockgruppe U2 und Afrika-Aktivist Bono kritisierte den deutschen Entwicklungsminister Dirk Niebel derweil in der Frankfurter Rundschau. Niebels Pläne, die Zahlungen an den von den Vereinten Nationen eingerichteten Globalen Fonds einzustellen, nannte der 50-jährige Ire "nicht nur verrückt, sondern verantwortungslos".

Der FDP-Politiker fände den multilateralen Ansatz des Fonds zur Bekämpfung von Aids und Malaria offenbar altmodisch und wolle deshalb die Beiträge streichen, die sich in den letzten drei Jahren auf jeweils 200 Millionen Euro aus Deutschland beliefen. "Das hatte Angela Merkel durchgesetzt", sagte der U2-Sänger. "Herr Niebel sollte vor dem UN-Millenniumsgipfel in New York schnellstens eine Kehrtwende machen, sonst wird er nicht nur die Kanzlerin bloßstellen, sondern auch Deutschland."

Aus seiner Sympathie für Merkel machte Bono keinen Hehl. Die Handy-Nummer der Kanzlerin habe er zwar nicht, aber er möge ihren Klingelton. "Die Kanzlerin hat einen Sinn für Humor, wenn es um Klingeltöne geht. Mehr möchte ich dazu nicht verraten", sagte Bono. "Und sie hat einen privaten Twitter-Account, den ich manchmal benutze."

Bono nahm auch Stellung zu Vorwürfen, er würde mit dem von seiner Frau Ali und ihm gegründeten Mode-Label Edun doch nicht wie angekündigt ausschließlich in Afrika produzieren, sondern auch in China. "80 Prozent aller Kleidungsstücke werden in Afrika hergestellt und das wird ausgeweitet", sagte er der FR. "Der Rest wird in Fabriken in Peru und China hergestellt. Aber ich muss gestehen: Es war naiv zu glauben, man könne eine ganze Kollektion komplett in Afrika herstellen."

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dpa/AFP
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