Süddeutsche Zeitung

CDU:Jörg Schönbohm ist tot

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Der CDU-Politiker und frühere Innenminister von Brandenburg, Jörg Schönbohm, ist tot. Er sei in der vergangenen Nacht im Alter von 81 Jahren gestorben, teilte die Brandenburger CDU mit und bestätigte einen Bericht von radio B2. Vor seinem Tod lebte Schöhnbohm in Kleinmachnow nahe Berlin. Im Jahr 2012 hatte er einen Schlaganfall und litt später an den Folgen.

Schönbohm hat als Erster vor etwa 20 Jahren die "deutsche Leitkultur" in die öffentliche Debatte eingebracht. "Ich habe die Sorge, dass viele Flüchtlinge sich nicht integrieren und in diffusen gesellschaftlichen Verhältnissen leben", sagte er vor seinem 80. Geburtstag. Mit der AfD wollte er aber nichts zu tun haben.

Schönbohm kam 1937 in Neu Golm im Landkreis Oder-Spree zur Welt, zog aber noch als Kind in den Westen. Nach dem Abitur in Kassel schlug er eine Bundeswehrlaufbahn ein. Zeitweise war er Kommandeur einer Panzerdivision, zudem arbeitete er im Verteidigungsministerium.

Im Jahr 1996 wurde Schönbohm Innensenator in Berlin. Zwei Jahre zuvor war er in die CDU eingetreten. 1999 wechselte Schönbohm nach Brandenburg, wo er die zuvor zerstrittene Landes-CDU zur Geschlossenheit führte. Wenig später wurde er in einer rot-schwarzen Koalition Innenminister und Vize-Regierungschef.

Seine bedeutendste Leistung gelang ihm als Befehlshaber des Bundeswehrkommandos Ost in Strausberg: Als sein politisches Meisterstück gilt die Auflösung und teilweise Integration der Nationalen Volksarmee in die Bundeswehr nach der Wiedervereinigung. Außerdem war Schönbohm nach der Wende für den Abzug der russischen Streitkräfte zuständig.

Zu seinen Erfolgen in Brandenburg zählen eine Gemeinde- und Polizeireform. Vor allem die Polizei stärkte er - was Beamte noch Jahre später wohlwollend bemerken. Die CDU in Brandenburg würdigte Schönbohm mit dem Ehrenvorsitz der Partei. Verheiratet war Schönbohm seit 1959, aus der Ehe gingen drei Kinder hervor.

Brandenburgs SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke würdigte Schönbohm in einem Kondolenzschreiben als "großen Patrioten im besten Sinne". Er habe sich "große Verdienste um die Deutsche Einheit erworben", erklärte Woidke laut Mitteilung der Staatskanzlei in Potsdam. "Für notwendige Veränderungen hat er stets mit starkem Willen und Standhaftigkeit geworben und gekämpft."

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