Süddeutsche Zeitung

Jamel in Mecklenburg-Vorpommern:Brandanschlag auf Nazi-Gegner

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Scheune von Nazi-Gegnern angezündet

Seit Jahren setzen sich Birgit und Horst Lohmeyer gegen Rechtsextremismus ein, Ende des Monats soll das Künstler-Ehepaar mit dem Georg-Leber-Preis für Zivilcourage ausgezeichnet werden. Immer wieder werden die Lohmeyers in ihrem direkten Umfeld für ihr Engagement angefeindet - und immer wieder auch tätlich angegriffen.

Vergangene Nacht ist die Scheune auf dem alten Forsthof der Familie in Jamel im Landkreis Nordwestmecklenburg komplett abgebrannt. Die Feuerwehr konnte nicht mehr verhindern, dass das gemauerte Fachwerkhaus vollständig zerstört wurde. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Es sei ein Glück gewesen, dass die Flammen nicht auf das nur wenige Meter entfernte Wohnhaus übergegriffen hätten, sagte Birgit Lohmeyer dem NDR. Ein Feriengast habe kurz vor dem Feuer eine unbekannte Person auf dem Forsthof bemerkt.

Drohungen von rechtsextremen Nachbarn

Seit 2007 veranstaltet das Paar auf seinem Hof jedes Jahr ein Anti-Nazi-Festival - der von Neonazis dominierten Nachbarschaft passt das gar nicht. Die Mehrheit der insgesamt 35 Einwohner von Jamel ist offen rechtsextrem - das Örtchen gilt als Nazihochburg. Auch in der Vergangenheit gab es immer wieder Vorfälle: Unbekannte schlitzten den Lohmeyers einen Autoreifen auf, der Briefkasten verschwand, nachdem das Ehepaar mehrmals Nazi-Aufkleber heruntergepult hatte, auf dem Grundstück wurden Bäume angesägt.

Auch bei dem Brandanschlag auf die Scheune liegt ein rechtsextremistischer Hintergrund nun mehr als nahe: "Wir gehen davon aus, dass es sich um eine direkte Reaktion auf die kürzlich bekanntgegebene Verleihung des Georg-Leber-Preises für Zivilcourage an uns handelt", sagt Horst Lohmeyer. Nach jahrelangem Mobbing durch die rechtsextremen Dorfbewohner bekomme die Auseinandersetzung nun "eine lebensgefährliche Qualität". Birgit Lohmeyer ergänzt: "Erst brennen die Wohnunterkünfte für Asylbewerber, jetzt brennen die Häuser der engagierten Bürger und Bürgerinnen."

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