Süddeutsche Zeitung

Israel:Eichmann-Jäger Rafi Eitan gestorben

Der Ex-Mossad-Agent und israelische Politiker Rafael "Rafi" Eitan ist tot. Er starb nach Angaben eines Krankenhauses in Tel Aviv, in dem er zuletzt behandelt worden war, am Samstag im Alter von 92 Jahren.

Eitan hatte die israelische Geheimdienst-Truppe geleitet, die den Organisator der nationalsozialistischen Judenvernichtung, Adolf Eichmann, im Jahr 1960 aus Argentinien entführte. Die Entführung löste erhebliche diplomatische Verwicklungen zwischen Argentinien und Israel aus. Eichmann war unter den Nationalsozialisten an zentraler Stelle für die Ermordung von Millionen Juden verantwortlich. Er wurde nach der Entführung 1962 in Israel zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Eitan machte 2010 zudem bekannt, dass der israelische Geheimdienst seit 1962 gewusst habe, dass der gesuchte KZ-Arzt Josef Mengele seinerzeit in Brasilien untergetaucht gewesen sei. Der Ex-Agent machte deutlich, dass er es für die richtige Entscheidung hielt, sich nur auf Eichmanns Entführung zu konzentrieren und die Causa Mengele zurückzustellen.

1985 wurde Eitan Leiter der staatlichen Chemiegesellschaft Israels. Von 2006 bis 2009 saß er für die Rentner-Partei in der Knesset. In der Regierung von Ehud Olmert war er Minister für Rentner. Im Februar stand Eitan in der Kritik, weil er die AfD gelobt und ihr ein Video-Grußwort ausgesprochen hatte. Im Nachhinein distanzierte er sich allerdings von den Rechtspopulisten. Eitan war verheiratet und hatte drei Kinder.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu würdigte Eitan am Samstag als "einen Helden des israelischen Geheimdienstes". Er bezeichnete ihn als engen Freund seiner Familie. "Niemand konnte es mit seiner Intelligenz, seinem Witz und seiner endlosen Hingabe an das Volk Israels und unser Land aufnehmen."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4380541
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/dpa/jsa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.