Süddeutsche Zeitung

Island:Dahingeschmolzen

Ende eines Natur-Schauspiels: Weltweit tauen die Gletscher, nun wurde der erste offiziell beerdigt.

Von Max Gilbert

Auf dem Vulkan Ok im Westen Islands fand am vergangenen Sonntag eine Abschiedszeremonie statt. Im Beisein von Regierungschefin Katrín Jakobsdóttir wurde der Gletscher Okjökull offiziell für tot erklärt. Die 700 Jahre alte Eismasse ist mit 15 Metern zu dünn und damit zu leicht geworden, um sich fortzubewegen - eine Voraussetzung, um als Gletscher zu gelten. Anfang des 20. Jahrhunderts erstreckte sich der Okjökull noch über 38 Quadratkilometer, heute nicht mal mehr über einen.

Nicht nur in Island, sondern auf der ganzen Welt schrumpfen die Gletscher. Nach Schätzungen von Forschern aus Zürich verlieren sie jährlich rund 335 Milliarden Tonnen Eis - etwa drei Mal so viel Eis, wie es in den gesamten europäischen Alpen noch gibt. Wenn Gletscher schmelzen, beeinflusst das durch den Anstieg des Meeresspiegels nicht nur das Klima - es sind auch wichtige Trinkwasserquellen in Gefahr: Gletscher sind der größte Süßwasserspeicher der Welt. Laut weltweitem Gletscherüberwachungsdienst schmelzen die Eismassen momentan so schnell wie noch nie zuvor, was vor allem an den steigenden Temperaturen liegt.

Auf der Gedenktafel des Okjökull heißt es: "In den nächsten 200 Jahren ist zu erwarten, dass alle unsere wichtigsten Gletscher den gleichen Weg gehen. Diese Gedenktafel dient dazu, anzuerkennen, dass wir wissen, was vor sich geht und was zu tun ist." Darunter ist der aktuelle CO₂-Gehalt der Atmosphäre vermerkt.

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Quelle:
SZ vom 24.08.2019
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