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Iran:Iran meldet Test neuer Mittelstreckenrakete

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Inmitten der Spannungen mit den USA hat Iran nach eigenen Angaben eine neue Mittelstreckenrakete "erfolgreich" getestet. Das Staatsfernsehen zeigte am Samstag Start und Flug einer Choramschahr-Rakete, die eine Reichweite von 2000 Kilometern hat und mit Mehrfachsprengköpfen ausgerüstet werden kann.

Wann genau der Test stattfand, blieb offen. Irans Präsident Hassan Ruhani hatte am Freitag bei einer Militärparade in Teheran erklärt, dass sein Land trotz der Kritik aus den USA sein Raketenprogramm fortsetzen wolle. "Wir sind für Frieden in der Region und der Welt, aber für die Verteidigung unserer Sicherheit brauchen wir keine Erlaubnis", sagte er.

Er reagierte damit auf die jüngsten verbalen Angriffe von US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte in der vergangenen Woche Iran vor den Vereinten Nationen als "ausgebrannten Schurkenstaat" bezeichnet, dessen "Hauptexporte Gewalt, Blutvergießen und Chaos sind". Das unter seinem Vorgänger Barack Obama geschlossene Atomabkommen mit Iran sei peinlich und einseitig, so Trump. Zum wiederholten Mal deutete er zudem an, die USA könnten aus dem 2015 geschlossenen Abkommen aussteigen.

Der iranische Führer Ajatollah Ali Chamenei hatte Trumps Rede als "billig, hässlich, dumm und unwahr" zurückgewiesen. Teheran betont immer wieder, dass sein Militär- und Raketenprogramm lediglich der Verteidigung der eigenen Grenzen diene und keine Bedrohung für andere Länder sei. Sein Programm zur Entwicklung von Kernwaffen hat der Iran im Rahmen des internationalen Atomabkommens eingestellt. Dennoch gibt es im Westen, besonders in den USA und Israel, Sorgen wegen der iranischen Mittelstreckenraketen. Mit ihrer Reichweite könnten sie jeden Ort in Israel treffen. Außerdem wird vor allem in Israel befürchtet, dass der Iran sein Atomprogramm wieder aufnehmen könne.

Die Europäische Union spricht sich anders als US-Präsident Donald Trump klar dafür aus, an dem Atomabkommen mit Iran festzuhalten. Sowohl Frankreichs Präsident Emmanuel Macron als auch der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel bezeichneten einen Ausstieg als großen Fehler. Mit einer Zerschlagung der Vereinbarung würde nichts besser, sie würde letztlich nur die Radikalen im Iran stärken, warnte Gabriel. Außerdem mache man damit womöglich das Problem Nordkorea noch größer. "Was soll in Zukunft ein Land wie Nordkorea oder andere Länder dazu motivieren, in einen Verhandlungsprozess einzutreten über einen Vertrag (...) wenn es ein einziges Beispiel gibt, wie so etwas geht, und genau dieses Beispiel dann quasi kaputtgemacht wird?", fragte Gabriel.

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