Süddeutsche Zeitung

Wikileaks-Gründer:Weltweite Fahndung nach Assange

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"Categories of Offences: Sex Crimes" - Wikileaks-Chef Julian Assange steht jetzt auch auf der Fahndungsliste von Interpol. Die Polizei sucht ihn wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung - Assange sieht Geheimdienste am Werk.

Auf der Website von Interpol steht die Nachricht in dürren Worten: Assange, Julian Paul. Categories of Offences: Sex Crimes. Arrest Warrant Issued by: International Public Prosecution Office Gothenburg / Sweden.

Gegen den Gründer der umstrittenen Internetplattform Wikileaks ist nun also ein internationaler Haftbefehl erlassen worden. Der Australier wird wegen der gegen ihn in Schweden erhobenen Vergewaltigungsvorwürfe gesucht.

Vier Tage nachdem Wikileaks am Sonntag mehr als 250.000 teilweise brisante US-Dokumente veröffentlicht hat, wird Assange nun weltweit gesucht. Ein Gericht in Stockholm hatte kürzlich einen Haftbefehl gegen den 39-Jährigen wegen Vergewaltigung und sexueller Belästigung von zwei Frauen ausgestellt.

Die Ermittlungsleiterin bei der schwedischen Staatsanwaltschaft, Marianne Ny, begründete ihren Antrag bei Interpol damit, dass Assange zu den Vorwürfen befragt werden müsse.

Der Australier hatte die Vorwürfe stets bestritten und von einer Schmutzkampagne gegen ihn und Wikileaks gesprochen. Sein Verdacht: Geheimdienste wollen mit allen Mitteln seine Reputation beschädigen und ihn zu Fall bringen.

Wenige Stunden vor Verkündung des internationalen Haftbefehls durch Interpol hatte sein Anwalt noch in Schweden ein Berufungsgericht angerufen und die Aufhebung des schwedischen Haftbefehls beantragt.

Nach Angaben eines Interpol-Sprechers stellte Schweden am 20. November den Antrag auf einen internationalen Haftbefehl. Dieser sei nun erlassen worden, indem die Anfrage aus Stockholm einen sogenannten roten Vermerk bekam. Damit werden alle 188 Interpol-Staaten aufgefordert, den Haftbefehl zu vollstrecken, wenn der Gesuchte bei ihnen im Land ist.

Wo sich Assange derzeit aufhält, ist unklar. Der 39-Jährige ist seit geraumer Zeit untergetaucht. Am Dienstag gab er zwar dem US-Magazin Time ein Interview, in dem er US-Außenministerin Hillary Clinton zum Rücktritt aufforderte, falls sie US-Diplomaten im Ausland zur Spionage angestiftet habe. Dieses Interview gab der Australier aber über den Internet-Telefondienst Skype von einem unbekannten Ort aus.

Am Montag hatte Ecuador Assange Asyl angeboten, davon rückte Präsident Rafael Correa nun aber ab. Eine solche Einladung gebe es nicht, sagte der Staatschef in der Küstenstadt Guayaquil. "Es gibt kein formales Angebot für den Chef von Wikileaks." Dagegen hatte Vize-Außenminister Kintto Lucas am Montag noch erklärt: "Wir sind bereit, ihm ein Aufenthaltsrecht in Ecuador anzubieten, ohne Probleme und ohne Bedingungen." Dies sei eine persönliche Ansicht von Lucas gewesen, stellte Präsident Correa nun klar.

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