Süddeutsche Zeitung

Indonesien:Mehr als 270 Helfer sollen nach Wahl gestorben sein

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In den zehn Tagen seit den Wahlen in Indonesien sind nach Angaben der Wahlkommission mehr als 270 Wahlhelfer gestorben. Schuld an dem Tod der Wahlhelfer sei demnach an Erschöpfung oder damit zusammenhängende Krankheiten. Die BBC berichtet, dass Wahlhelfer zum Teil die ganze Nacht bei drückender Hitze durchgearbeitet haben.

Neben den Todesfällen sollen etwa 1800 Wahlhelfer ebenfalls aufgrund von Erschöpfung erkrankt sein, sagte Arief Priyo Susanto, ein Sprecher der indonesischen Wahlkommission.

190 Millionen Menschen waren in der drittgrößten Demokratie der Welt am 17. April dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Erstmals wurde in Indonesien gleichzeitig in Präsidentschafts-, Parlaments- und Kommunalwahlen gewählt. Entsprechend groß war der Aufwand bei der Auszählung: Mehr als sechs Millionen Menschen arbeiteten als Wahlhelfer, um die Stimmen für etwa 20 500 Kandidaten per Hand auszuzählen. Der logistische Aufwand in dem Inselstaat, der sich von Ost nach West über mehr als 5000 Kilometer erstreckt, war enorm.

Aufgrund der großen Zahl der Wahlhelfer und des überschaubaren Zeitraums ihrer Aufgabe, wurden nach BBC-Informationen kein Gesundheitscheck durchgeführt. Ob tatsächlich 270 Menschen an Erschöpfung gestorben sind, wie die indonesischen Behörden mitteilen ist nicht gesichert. In den entlegenen Gebieten Indonesiens fehlt es oft an medizinischer Versorgung, auf eine eingehende Untersuchung der Toten dürfte in vielen Fällen verzichtet worden sein.

Das Gesundheitsministerium rief Krankenhäuser und Ärzte inzwischen dazu auf, der Behandlung der erkrankten Wahlhelfer höchste Priorität einzuräumen. Das Finanzministerium arbeite an einem Entschädigungsprogramm für die Familien der Toten.

Hochrechnungen zufolge wird sich bei der Präsidentschaftswahl Amtsinhaber Joko Widodo gegen seinen Herausforderer Prabowo Subianto durchsetzen. Beide Kandidaten erklärten sich selbst zum Wahlsieger. Subianto warf dem Amtsinhaber Wahlbetrug vor und sieht in dem Tod der Wahlhelfer ein weiteres Indiz für das Versagen der Wahlkommission. Mit einem Ergebnis wird nicht vor dem 22. Mai gerechnet.

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