Süddeutsche Zeitung

Häusliche Gewalt:Das Schweigen beendet

Das BKA hat die Gewalt in Beziehungen ermittelt - endlich.

Von Constanze von Bullion

Sie spionieren Ex-Partner per Software aus, drohen mit Kindesentzug, schlagen, vergewaltigen. Kommt es besonders übel, steht am Ende einer Partnerschaft eine Tötung, meist der Frau und oft durch einen Mann, der mit einer Trennung nicht klarkommt. 127 457 Menschen haben 2015 Anzeige erstattet in Deutschland, weil sie von dem Menschen, der ihnen mal der liebste war, gewaltsam attackiert wurden. Nicht mitgezählt sind da Tausende Fälle, die vertuscht werden, ob aus Angst oder Scham. Zu Hause, das kann ein gefährlicher Ort sein.

Höchste Zeit also, dass Bundeskriminalamt und Familienministerium begonnen haben, Gewalt durch Partner und Ex-Partner gezielt auszuwerten. Herausgekommen ist eine trostlose, aber wichtige Statistik. Vier von fünf Opfern von Beziehungstaten sind Frauen. Zwischen 30 und 39 Jahren ist ihr Risiko für Leib und Leben am höchsten - also wenn bei vielen Liebe dem Alltagsdruck weicht oder Eifersucht. Relativ viele Tatverdächtige haben keinen deutschen Pass. Das darf so wenig verschwiegen werden wie die Tatsache, dass auch immer mehr Männer Gewalt von der Partnerin oder Ex erleben.

Tendenz steigend, das ist aber nicht nur ein Warnruf. Wo mehr Gewalt und Stalking festgestellt wird, haben auch mehr Leute Anzeige erstattet. Deutschland schweigt nicht mehr, wenn es in Küche und Schlafzimmer kracht. Das immerhin lässt hoffen. Ein bisschen.

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Quelle:
SZ vom 23.11.2016
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