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Großbritannien:Sunaks Tories verlieren bei Nachwahlen gegen Labour

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Wenige Monate vor der Parlamentswahl muss die konservative Partei eine schwere Niederlage einstecken. Der Druck auf Regierungschef Rishi Sunak aus den eigenen Reihen dürfte nun steigen.

Es geht zwar nur um zwei Mandate, doch es zeichnet sich ein Trend ab: Die britische Oppositionspartei Labour hat sich in den Wahlkreisen Wellingborough und Kingswood in einer Nachwahl gegen die konservative Partei durchgesetzt. Damit haben die Konservativen in dieser Legislaturperiode bereits sechs Mandate in Nachwahlen verloren - so viele wie nie seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Druck auf Regierungschef Rishi Sunak aus den eigenen Reihen dürfte nun steigen.

Labour liegt aktuell in allen Umfragen deutlich in Führung. Die Ergebnisse zeigten, dass die Menschen nach 14 Jahren Tory-Regierung einen Wandel verlangten, sagt Labour-Chef Keir Starmer. John Curtice, prominenter Politikprofessor an der Universität Strathclyde, formuliert es im Gespräch mit der BBC so: "Starmer scheint immer noch auf dem besten Weg zu sein, der nächste Premierminister zu werden." Selbst der stellvertretende Tory-Generalsekretär James Daly spricht von einem Warnschuss. Voraussichtlich wird im Oktober oder November ein neues britisches Parlament gewählt.

Vor allem die Pleite in Wellingborough in Mittelengland ist historisch: Die Konservativen verloren im Vergleich zur vorigen Wahl 37,6 Prozentpunkte, das zweithöchste Minus für eine britische Partei seit 1945. Sunaks Partei hatte den Sitz seit 2005 inne.

Die Nachwahl war nötig geworden, weil der Tory-Abgeordnete Peter Bone wegen Vorwürfen des Mobbings und der sexuellen Belästigung, die er bestreitet, abberufen worden war. In Kingswood in Westengland war der bisherige Tory-Vertreter Chris Skidmore aus Protest gegen Sunaks Umwelt- und Energiepolitik zurückgetreten.

Sorgen bereitet den Konservativen auch das starke Abschneiden der rechten Partei Reform UK, der früheren Brexit-Partei. Sie kam in Wellingborough aus dem Stand auf ihr Rekordergebnis von 13 Prozent und holte sehr wahrscheinlich die meisten ihrer Stimmen von enttäuschten Tory-Wählern. Sunak kämpft darüberhinaus mit einer schwächelnden Konjunktur. Nach Daten vom Donnerstag ist die Wirtschaft in der zweiten Hälfte 2023 in eine Rezession gerutscht. Der ehemalige Investmentbanker hat die Ankurbelung der Wirtschaft zum Schwerpunkt seiner Regierungsarbeit gemacht. Viele Wähler sind verärgert über steigende Lebenshaltungskosten, ein schlecht funktionierendes staatliches Gesundheitswesen und Streiks im öffentlichen Dienst.

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