Süddeutsche Zeitung

Großbritannien:Leave feiert - Remain trauert

Jubel auf der einen Seite, Entsetzen auf der anderen: Bilder einer historischen Nacht in Großbritannien.

Der Morgen in London nach dem Referendum. Etwa 46,5 Millionen Bürger waren dazu aufgerufen abzustimmen: Raus aus der EU oder Mitglied bleiben? 51,9 Prozent stimmten für einen Austritt.

Die ganze Nacht lang dauerte das Bangen und Hoffen. Anders als bei Parlamentswahlen, bei denen es meist schon wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale erste Hochrechnungen gibt, mussten sich die Briten bis zu den frühen Morgenstunden gedulden. Die ganze Nacht wurde ausgezählt, wie hier etwa im schottischen Glasgow.

Ein Wahlhelfer bringt eine Wahlurne in Sunderland zum Auszählen.

Überwacht wird die wohl wichtigste Wahl der Briten in den vergangenen Jahrzehnten von dieser Frau: Jenny Watson. Sie ist die Leiterin der Wahlkommission. Hier ist sie im Rathaus von Manchester zu sehen, wie sie den Startschuss für die Auszählungen gibt. Die Wahlbeteiligung bei dem Referendum war die höchste in der Geschichte Großbritanniens.

Schon in der Nacht trudelten dann die ersten Ergebnisse ein und ließen die Wahlkämpfer - je nach Lager - jubeln. Hier die Brexit-Befürworter....

...und hier die Unterstützer eines Verbleibs in der EU. Je nachdem, wo gerade ausgezählt wurde, lag fast halbstündlich entweder das eine oder das andere Lager laut Prognosen vorne.

Doch dann schlug das Pendel in Richtung Brexit-Befürworter aus. Und damit auch in Richtung Nigel Farage, den Chef der rechtspopulistischen Ukip. "Über einem unabhängigen Vereinigten Königreich bricht das Morgenrot herein", rief Farage unter dem Jubel seiner Anhänger in London. "Wenn die Voraussagen nun stimmen, wird dies ein Sieg für echte Leute, für gewöhnliche Leute, für anständige Leute sein." Die Voraussagen stimmten.

Erst Bange Vorahnung und dann....

nur noch pures Entsetzen dagegen im Lager der "Stay"-Befürworter, als immer klarer wurde, dass die Brexit-Befürworter nicht mehr einzuholen sind.

Über dem Finanz-Viertel von London geht nach einer historischen Nacht die Sonne auf. Vor allem Experten aus dieser Branche hatten gewarnt vor einem Austritt aus der EU. Nun sind ihre Befürchtungen war geworden. Das britische Pfund erlitt massive Kursverluste, der Dax fiel um zehn Prozent auf den tiefsten Stand seit 2008.

Paul Nuttall, ein Mitglied des Europäischen Parlaments, freut sich über die Wahlergebnisse in seiner Heimat. Dass er damit sein eigenes Amt infrage stellt, scheint ihn nicht zu stören.

Geknickte Unterstützer der "Stronger In"-Kampagne pro EU in der Royal Festival Hall in London.

Cameron kündigte vor 10 Downing Street, der Residenz des Premierministers, seinen Rücktritt an. Ein neuer Regierungschef müsse den Prozess zum Austritt aus der EU leiten, sagte Cameron. Er werde in den kommenden Monaten "das Schiff stabilisieren", doch wolle er bis Anfang Oktober die Regierungsführung übergeben. "Ich liebe dieses Land. Es ist mir eine Ehre, dass ich ihm gedient habe", sagte er. Dann brach dem sichtlich mitgenommenen Cameron die Stimme weg.

Ein möglicher Nachfolger für Cameron steht schon bereit: Boris Johnson. Ex-Bürgermeister von London, Kopf der "Vote Leave"-Kampagne - und ehemaliger Schulkamerad von David Cameron im Elite-Internat Eton. Mehr zu Johnson und was das Erfolgsgeheimnis seiner erfolgreichen Kampagne ist, hat Antonie Rietzschel zusammengestellt. Police make a cordon as former London Mayor, and 'Vote Leave' campaigner Boris Johnson leaves his home in London on June 24, 2016 after Britain voted to leave the European Union (EU). Britain voted to break away from the European Union on June 24, toppling Prime Minister David Cameron and dealing a thunderous blow to the 60-year-old bloc that sent world markets plunging. / AFP PHOTO / JUSTIN TALLIS

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