Süddeutsche Zeitung

Griechenland:Das Saarland Europas

Die EU wird das Land nicht fallen lassen - ziemlich egal, was kommt.

Von Cerstin Gammelin

Wäre der Anlass nicht so ernst, man könnte das Gewese um ein vertrauliches Treffen einiger Euro-Finanzminister als unterhaltsame Posse aus dem Berliner Betrieb abtun. Griechenland aber, das kleine Land an der südöstlichen Außengrenze der Europäischen Union, ist nach sechs Jahren permanenter Finanztransfers noch immer nicht alleine überlebensfähig. Überbordende Schulden, verfilzte Strukturen und ausbleibende Investoren machen es nötig, dass die Euro-Regierungen über die Zukunft des Landes beraten.

Allerdings geht es dabei schon lange nicht mehr nur ums Geld, sondern inzwischen vor allem um politische Stabilität in der Euro-Zone und Europa. Berlin und alle anderen Protagonisten haben ein existenzielles Interesse daran, dass die griechische Regierung im Amt und das Land befriedet bleibt, trotz Schulden und Tausender Flüchtlinge. Griechenland ist ein Außenposten der EU, dahinter liegen die Türkei und Russland.

Der Wunsch nach Stabilität setzt auch den Rahmen dafür, wie die Euro-Staaten Athen helfen wollen: Einen Schuldenschnitt wird es nicht geben, schon allein deshalb, um Nachahmer abzuhalten. Sonst würde die Gemeinschaft weiter erschüttert. Stattdessen wird Griechenland auch künftig mitfinanziert, wie etwa das Saarland hierzulande. Sollte der IWF sich an den Krediten beteiligen, wird es für die Europäer etwas billiger, immerhin.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3262825
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 24.11.2016
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.