Süddeutsche Zeitung

Geld für Syrien:Nur unter Vorbehalt

Die Europäer haben recht, wenn sie ihre Hilfe an Bedingungen knüpfen.

Von Daniel Brössler

Einmal im Jahr haben Vertreter aus aller Welt in Brüssel Gelegenheit, mithilfe von Geld ihr Gewissen ein klein wenig zu entlasten. Es wird gesammelt für Syrien, um zumindest das gröbste Leid der Kriegsopfer zu lindern. Es ist dies eine notwendige Übung, und wenn - wie diesmal - die benötigte Summe zunächst nicht oder nur zögerlich zusammenkommt, auch eine beschämende.

Es ist gut, dass wenigstens Deutschland - ohnehin einer der größten Geldgeber - mit einer weiteren Milliarde Euro vorangegangen ist. Aber es ist auch bezeichnend. Deutschland und die EU wollen tun, was sie können. Aber ihr Können besteht in diesem Fall hauptsächlich im Ausstellen von Schecks. Andere schaffen derweil mit militärischen Mitteln Tatsachen. Während in Brüssel Geld gesammelt wurde, signalisierte Moskau seine Bereitschaft, ein modernes Luftabwehrsystem nach Syrien zu liefern. Doch diese zynische Arbeitsteilung hat Grenzen.

Russland kann zwar das Regime von Baschar al-Assad einem Sieg näher bringen. Aber es wird nie in der Lage sein, den Wiederaufbau dessen, was mit tatkräftiger russischer Hilfe zerstört worden ist, selbst zu bezahlen. Die Europäer haben recht, wenn sie ihre Hilfe an Bedingungen knüpfen. Es ist dies eines der wenigen glaubwürdigen Druckmittel, über das sie verfügen.

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Quelle:
SZ vom 26.04.2018
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