Süddeutsche Zeitung

Gaziantep:50 Tote bei Anschlag auf Hochzeitsfeier in der Türkei

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Bei einem Anschlag inmitten einer Hochzeitsfeier im Südosten der Türkei sind 50 Menschen getötet und mehr als 90 weitere verletzt worden. Das teilte das Büro des Gouverneurs der Provinz Gaziantep in der Nacht zum Sonntag mit.

Der türkische Vize-Ministerpräsident Mehmet Simsek hatte die Explosion bereits nach kurzer Zeit als mutmaßliches Selbstmordattentat bezeichnet. Auch der Sender NTV berichtete, der Anschlag gehe vermutlich auf das Konto eines Selbstmordattentäters.

Nach Angaben der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP handelte es sich um eine kurdische Hochzeit, unter den Todesopfern seien mehrere Kinder. In dem Stadtviertel Beybahce, wo die Feier auf offener Straße stattfand, leben dem Vernehmen nach vor allem Kurden. Zahlreiche Krankenwagen rasten am Samstagabend zum Anschlagsort im Zentrum der Stadt Gaziantep in der gleichnamigen Provinz. In sozialen Medien kursierten Videos, die chaotische Szenen zeigten. Menschen schalteten die Taschenlampenfunktion ihres Smartphones ein und irrten auf der Suche nach verletzten Freunden und Angehörigen umher.

Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan stufte die Tat als Terroranschlag ein und sagte, der "Islamische Staat" (IS) sei der "mutmaßliche" Drahtzieher. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu verbreitete eine Stellungnahme Erdoğans, wonach die Täter das türkische Volk zu "provozieren versuchen", indem sie "ethnische und religiöse Empfindlichkeiten" für ihre Zwecke nutzten. Er mache dabei keinen Unterschied zwischen der kurdischen Untergrundorganisation PKK, der Bewegung des Islam-Predigers Fetullah Gülen und dem IS.

Ein Abgeordneter der Regierungspartei AKP, Samil Tayyar, äußerte laut der Nachrichtenagentur Dogan ebenfalls die Vermutung, dass hinter dem Anschlag die Terrormiliz IS stecke. Der IS hat sich bislang noch zu keinem der ihm zugeschriebenen Anschläge in der Türkei bekannt. Die 1,5-Millionen-Einwohner-Stadt Gaziantep liegt etwa 70 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt, hinter der die Islamisten weite Gebiete kontrollieren. In der Region haben tausende Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Nachbarland Zuflucht gefunden. Gaziantep soll aber auch zu einem Rückzugsort für Dschihadisten geworden sein.

Die Türkei ist in den vergangenen Monaten mehrfach das Ziel von Anschlägen gewesen. Am Donnerstag waren bei einer Anschlagserie auf türkische Sicherheitskräfte insgesamt 14 Menschen getötet und rund 300 weitere verletzt worden. Zu einem der Anschläge bekannte sich die PKK.

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AP/Reuters/dpa/lala/joku
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