Süddeutsche Zeitung

Gaza:Gefahr für jeden

Israels Reaktion auf die Gewalt in Gaza ist unverhältnismäßig.

Von Alexandra Föderl-Schmid

Israel hat das Recht, seine Grenzen zu verteidigen. Aber was sich entlang des Gazastreifens abspielt, ist unverhältnismäßig und untergräbt das Argument der Selbstverteidigung. 39 Palästinenser wurden in vier Wochen von israelischen Scharfschützen erschossen, darunter ein Journalist und ein 15-jähriger Junge.

Ja, die Hamas missbraucht den als Bürgerprotest initiierten Marsch und schickt ihre Kämpfer an die Grenze. Dort treffen sie auf junge, verzweifelte Palästinenser, die keine Hamas-Anhänger sind und auf die Islamisten genauso viel Wut haben wie auf Israel. Sie werfen Steine über den Zaun. Das ist Gewalt, rechtfertigt aber nicht, dass israelische Soldaten Palästinensern in den Kopf schießen. Nicht jeder, der sich in die Nähe des Zauns begibt, will die Grenze überqueren - aber jeder läuft Gefahr, getötet zu werden. Aufnahmen zeigen, manche der Erschossenen waren 100 Meter oder mehr vom Zaun entfernt. Israel weigert sich jedoch, die Tötungen international untersuchen zu lassen.

Es ist mehr als zynisch, wenn nun Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman den Gaza-Bewohnern rät: "Bleiben Sie weg von der Grenze, das ist das Geheimnis für ein langes Leben." Der UN-Gesandte Nikolay Mladenov hat gefordert, es gebe nur eine Lösung: "Stoppt das Schießen!" Er hat recht.

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Quelle:
SZ vom 23.04.2018
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