Süddeutsche Zeitung

Frankreich:Minister Macrons Ambitionen

In der französischen Regierung ist ein Streit entbrannt, der sich an dem populären Wirtschaftsminister Emmanuel Macron entzündet. Er hat Ambitionen auf das Präsidentenamt.

Von Christian Wernicke, Paris

Spekulationen um eine Kandidatur des populären Wirtschaftsministers Emmanuel Macron bei der Präsidentenwahl im Frühjahr 2017 stürzen Frankreichs Regierung in eine Krise. Premier Manuell Valls warf Macron am Mittwoch "Populismus" vor. Mehrere PS-Abgeordnete legten Präsident François Hollande nahe, den Minister zu entlassen. Macron hatte am Dienstag in Paris vor 3000 Anhänger ein Treffen seiner Bewegung "En Marche!" genutzt, um seine Ambitionen auf den Élyséepalast zu offenbaren. Er beklagte "Blockaden" in der französischen Politik und warnte: "Unsere Institutionen, unser System - all das ist veraltet, verbraucht, müde!" Indirekt kritisierte Macron sogar seinen politischen Ziehvater Hollande: Das Land sei "ermattet von nicht eingelösten Versprechen". Macron rief seine Anhänger auf, seine "Bewegung mitzutragen bis 2017 - bis zum Sieg!" Amtsinhaber Hollande hat noch nicht erklärt, ob er eine Wiederwahl anstrebt. Vertraute Macrons lassen durchblicken, ihr Favorit könne "als dritte Kraft" zwischen Republikanern und Sozialisten auch gegen den Präsidenten antreten. Macron vermied es zwar, offen seine Kandidatur zu verkünden. Aber viele seiner Anhänger riefen bereits "Macron Président!". Aus dem Élysée hieß es, im Kabinett habe Macrons Auftritt "keine Rolle" gespielt. In Anspielung auf Macrons Studium an Elite-Hochschulen wetterte Valls, man könne nicht "ein System denunzieren, wenn man selbst ein Produkt dieses Systems ist"

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Quelle:
SZ vom 14.07.2016
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