Süddeutsche Zeitung

Hessen:Frankfurter SPD fordert sofortigen Rücktritt von OB Feldmann

Lesezeit: 2 min

Das Stadtoberhaupt steht schon länger in der Kritik, nun kommt auch noch eine sexistische Äußerung über Flugbegleiterinnen oben drauf - zu viel für seine eigene Partei. Und auch die Frankfurter Eintracht zieht Konsequenzen.

Nach dem jüngsten umstrittenen Verhalten des angeklagten Frankfurter Oberbürgermeisters Peter Feldmann hat nun auch dessen eigene Partei, die örtliche SPD, seinen Rücktritt gefordert. Das erfordere die Würde des Amts, das Ansehen der Stadt und die Handlungsfähigkeit des Magistrats, sagte der stellvertretende Parteivorsitzende Kolja Müller am Montag.

Zuvor hatten sich bereits Grüne, CDU, FDP und die Volt-Partei in der Mainmetropole für einen Rücktritt ausgesprochen. "Sollte auch dieser Appell verhallen, werden wir gemeinsam mit den Koalitionsparteien die weiteren Schritte bis hin zu einem Abwahlverfahren erörtern", hieß es etwa bei den Grünen.

Am Wochenende war ein Video im Netz aufgetaucht, in dem Feldmann auf dem Flug zum Europa-League-Finale von Eintracht Frankfurt nach Sevilla von Flugbegleiterinnen spricht, "die mich hormonell am Anfang erst mal außer Gefecht gesetzt haben". Müller stellte dazu fest: "Die sexistische Äußerung des Oberbürgermeisters auf dem Flug nach Sevilla ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine zu verurteilende Entgleisung." Das Verhalten reihe sich in eine Reihe weiterer Fehlleistungen ein.

Bei der Eintracht unerwünscht

Am vergangenen Donnerstag hatte Feldmann zudem auf der Pokalfeier am Römerberg für Irritationen gesorgt. Dort nahm er zunächst Eintracht-Kapitän Sebastian Rode und Trainer Oliver Glasner den Pokal aus der Hand, um damit in Richtung Kaisersaal vorwegzuschreiten. Und bei seiner Rede sprach der OB, der sich selbst als Eintracht-Fan bezeichnet, dann mehrere Namen der Spieler falsch aus. Feldmann selbst bedauerte sein Auftreten bei der Party und auch für seinen Spruch im Flieger entschuldigte er sich später.

Auch die Vereinsspitze hat inzwischen reagiert. "Zwischen Eintracht Frankfurt und ihm ist in Zukunft keine Basis mehr", sagte Eintracht-Vorstandssprecher Axel Hellmann der Bild-Zeitung. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass Peter Feldmann bei unseren Spielen im Stadion noch willkommen ist." Hellmann kritisierte: "Die Spieler und Trainer präsentieren den Pott den Menschen. Alles andere ist Eitelkeit und Narzissmus."

Ohnehin steht Fellmann wegen der sogenannten Awo-Affäre unter Druck. Im März hatte die Frankfurter Staatsanwaltschaft Anklage wegen eines hinreichenden Tatverdachts der Vorteilsannahme erhoben. Feldmanns Frau soll als Leiterin einer Kita der Arbeiterwohlfahrt (Awo) "ohne sachlichen Grund" ein übertarifliches Gehalt bezogen haben, wie es hieß. Zudem habe die soziale Organisation Feldmann im Wahlkampf 2018 durch Einwerbung von Spenden unterstützt. Im Gegenzug habe er die Interessen der Awo Frankfurt "wohlwollend berücksichtigen" wollen.

Nach der Anklage gegen ihn wegen Korruptionsverdachts in diesem Zusammenhang hatte die SPD zunächst erklärt, dass er sein Amt niederlegen müsse, sollte das Hauptverfahren zugelassen werden. Ein weiteres Abwarten sei nun aber nicht zumutbar, hieß es. Von Feldmann selbst gab es dazu bisher keine Stellungnahme.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5590675
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa/jael/saul
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.