Süddeutsche Zeitung

Mittelmeer:Italien setzt Rettungsschiff "Ocean Viking" fest

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Der Hilfsorganisation SOS Méditerranée zufolge wird das Schiff auf unbestimmte Zeit festgehalten. Aktuell sei kein ziviles Rettungsschiff mehr im zentralen Mittelmeer im Einsatz.

Das private Rettungsschiff Ocean Viking ist nach Angaben der Betreiberorganisation nach elfstündiger Inspektion im Hafen von Porto Empedocle auf Sizilien festgesetzt worden. Die italienischen Behörden hielten das Schiff auf unbestimmte Zeit fest, teilte SOS Méditerranée mit.

Die Hilfsorganisation beklagt, es handle sich um "eine neue Stufe behördlicher Schikane". Ziel sei es, die lebensrettenden Einsätze der zivilen Seenotrettungsschiffe zu blockieren. Das Schiff habe mehr Personen befördert, als im Zertifikat für die Ausrüstung von Frachtschiffen angegeben, sagte die Küstenwache demnach zur Begründung der Festsetzung. Die Betreiber der Ocean Viking halten die Maßnahme für nicht gerechtfertigt und fodern die sofortige Freigabe.

Zwar komme es bei Rettungseinsätzen vor, dass das Schiff mehr Menschen aufnehme, als in den Papieren angegeben. Diese sollten aber nicht als "Passagiere" definiert werden, da es sich um "bei Seenotfällen Gerettete" handle, also um Menschen, die vor dem Ertrinken bewahrt worden seien, argumentiert die Hilfsorganisation. "Nach internationalem Seerecht ist deren Rettung Pflicht."

Nach Angaben von SOS Méditerranée wurden an dem Schiff im vergangenen Jahr bereits drei Kontrollen durchgeführt. Dabei habe es immer nur minimale Beanstandungen gegeben. Es habe zudem keine neuen Sicherheitsvorschriften gegeben, die die aktuelle Maßnahme rechtfertigen würden.

Zuletzt hatte die Besatzung der Ocean Viking am 25. und 30. Juni 180 Menschen aus dem Mittelmeer gerettet. Anfang Juli durften die Migranten das private Rettungsschiff in Porto Empedocle verlassen. Wegen der Coronavirus-Pandemie waren sie zwischenzeitlich auf einer Quarantänefähre untergebracht worden.

Italien und Malta hatten sich in der Corona-Pandemie zu nicht sicheren Häfen erklärt. Trotzdem brechen Migranten von Libyen und Tunesien in Richtung Europa auf. Rom und Valletta nahmen zuletzt zwar wieder Menschen von Schiffen auf, doch die Länder zögern mit der Zuweisung von Häfen oft lange. Sie fordern von anderen EU-Staaten regelmäßig Zusagen für die Weiterverteilung der Menschen.

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