Süddeutsche Zeitung

FDP:Zerplatzte Träume

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Ein bisschen hatten sie gehofft, dass die FDP in Schleswig-Holstein zweistellig bleiben könnte. Warum das nicht so ist? Nach Antworten suchen d Liberalen jetzt lieber nicht zu intensiv.

Von Henrike Roßbach

Jetzt muss er schon wieder auf diese kleine Bühne im Foyer des Hans-Dietrich-Genscher-Hauses, um ein eher unerfreuliches Wahlergebnis in möglichst mildem Licht erscheinen zu lassen. Zehn Wochen nachdem die FDP mit 4,8 Prozent den Einzug in den saarländischen Landtag knapp verpasst hat, sagt Parteichef Christian Lindner über die 6,4 Prozent der Liberalen in Schleswig-Holstein: "Leider ist das Ergebnis nicht so, wie wir es uns gewünscht hätten." Die Rahmenbedingungen seien nun mal schwierig gewesen. Die Menschen sorgten sich wegen des Kriegs, und dann sei da noch der sehr populäre Ministerpräsident Daniel Günther. Es klingt wie: Was soll man machen?

Schon am Sonntag, beim Wahlabend in der FDP-Zentrale, tragen es die Gäste mit Fassung, als die ersten Prognosen alle Träume von einem vielleicht doch noch zweistelligen Ergebnis zerplatzen lassen. Das Stimmengewirr setzt einen Moment lang aus, als der gelbe Balken dran ist, danach aber plätschert der Abend schnell wieder vor sich hin, ohne größere Gefühlsausschläge nach oben oder unten. Dabei landen die Freien Demokraten am Ende näher an der Fünf-Prozenthürde als an zehn Prozent und nicht mal mehr einen Prozentpunkt vom Südschleswigschen Wählerverband entfernt. Gegenüber den 11,5 Prozent vom letzten Mal haben sie ihr Ergebnis fast halbiert. Immerhin, vielleicht können sie weiter mitregieren im Norden, in einer schwarz-gelben Koalition. Falls Günther sich gegen die Grünen entscheidet. Das hebt offenbar die Stimmung.

Lindner lässt auf sich warten am Wahlabend. Bei der CDU sind sie im Fernsehen zu dem Zeitpunkt schon bei Jens Spahn angelangt; die erste Reihe ist längst durch mit ihren Statements und Interviews. Dann erst kommt der FDP-Chef auf die Bühne, nicht allein, sondern mit acht Mitstreitern. Weil es dadurch etwas eng wird auf dem Podest, fordert er seine Kollegen auf, "kompakter" zu stehen, dann sagt er in die Kameras, dass das in Schleswig-Holstein keine Landtagswahl gewesen sei, sondern eine "Günther-Wahl". Wie ein "politischer Staubsauger" habe dieser in der "bürgerlichen Mitte des Landes" funktioniert. Den Wahlkampf der eigenen Partei lobt er als engagiert, aber 2017 sei nun mal Wolfgang Kubicki Spitzenkandidat gewesen, "einer der bekanntesten Politiker unseres Landes". Während es bei Bernd Buchholz eben die erste Spitzenkandidatur gewesen sei.

"Umfragen und Landtagswahlen bestimmen nicht, wie wir Regierungspolitik in Berlin gestalten."

Tags darauf steht der Mann, der nicht Kubicki ist, neben Lindner auf der Bühne und versucht zu erklären, warum die Grünen, anders als die FDP, dem Günther'schen Staubsauger nicht zum Opfer gefallen sind. Warum also nur eine von drei Regierungsparteien im Norden nicht profitieren konnte von der Zufriedenheit der Wähler mit ebendieser Regierung - nämlich seine. Er spricht dann lieber über das "historisch schlechte Ergebnis der SPD", von dem die Grünen profitiert hätten.

Und Lindner? Der will vor allem, wie schon nach der Saarland-Wahl, keine Tangente zur Lage der FDP im Bund zulassen. Die "Bestandteile der FDP-Programmatik im Koalitionsvertrag" und die Bedeutung der FDP in der Regierung seien unverändert, sagt er. "Umfragen und Landtagswahlen bestimmen nicht die Art und Weise, wie wir verantwortungsvolle Regierungspolitik in Berlin gestalten."

Nächsten Sonntag wird er trotzdem wieder auf die Bühne müssen. Wenn Nordrhein-Westfalen gewählt hat.

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