Süddeutsche Zeitung

FDP im Umfragetief:Zu klein für die Details

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Die FDP ist im historischen Umfragetief - und wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung: Wegen ihrer spärlichen Anhängerzahl verschwinden die Liberalen nun auch noch aus Teilen der Polit-Umfragen. Die wenigen Antworten sind statistisch schlicht nicht mehr sinnvoll interpretierbar.

Peter Blechschmidt, Berlin

Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung, lästert der Volksmund. Die FDP erlebt dies derzeit in vielfältiger Hinsicht. Jetzt finden sich bei Umfragen nicht einmal mehr genügend FDP-Anhänger, um zu einzelnen Themen ein verlässliches Meinungsbild zu erstellen. "Parteianhänger der FDP wegen zu geringer Fallzahl nicht ausgewiesen", heißt es auf den Schaubildern der Institute.

Bei der politischen Konkurrenz löst dies schadenfrohes Grinsen aus. Hinter der Anmerkung der Meinungsforscher steckt jedoch allein ein statistisches Problem.

Bei den regelmäßigen Umfragen werden jeweils etwa 1000 Personen befragt. Wenn sich von denen zwei Prozent zur FDP bekennen, sind das real 20 Personen. Sollen diese 20 FDP-Anhänger dann noch Detailfragen beantworten, nach dem Motto "Stimme voll zu, stimme eher zu, lehne eher ab, lehne voll ab", dann ergibt das in einer Kategorie vielleicht vier oder fünf Antworten. Teilgruppen, die auf weniger als 30 Interviews basieren, gelten als statistisch nicht mehr sinnvoll interpretierbar, sagt Oliver Sartorius von TNS-Infratest.

Auch Wulff verliert an Rückhalt

Eine oder zwei Antworten in dieser oder jener Richtung können schon Abweichungen von 25 oder gar 50 Prozent bedeuten. Natürlich wären auch heute belastbare Auskünfte von FDP-Anhängern zu bekommen. Dazu aber müssten weit mehr Personen befragt werden, als machbar und vor allem finanzierbar ist.

1262 Wahlberechtigte hat die Forschungsgruppe Wahlen für das am Freitag veröffentlichte ZDF-Politbarometer interviewt. Dabei ist die FDP auf einen historischen Tiefstand gefallen: Wäre am Sonntag Bundestagswahl, erhielte sie nur noch drei Prozent der Stimmen. Nie zuvor in der Geschichte des Politbarometers war die FDP schwächer.

Nicht nur die Liberalen verlieren an Rückhalt. Nach Erkenntnissen der Forschungsgruppe sprechen sich mittlerweile 50 Prozent der Deutschen dafür aus, dass Christian Wulff vom Amt des Bundespräsidenten zurücktreten sollte. Anfang Januar waren es noch 44 Prozent gewesen. Drei Viertel der Befragten halten Wulff durch seine Kredit- und Medienaffäre für dauerhaft beschädigt.

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SZ vom 28.01.2012
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