Süddeutsche Zeitung

Europa:Zwei Optionen für Weber

Von Björn Finke, Brüssel

Einer der mächtigsten deutschen EU-Politiker strebt ein neues Amt an - und wird sich bald zwischen zwei Optionen entscheiden: Der CSU-Europaabgeordnete Manfred Weber führt die Fraktion der Europäischen Volkspartei, der Christdemokraten im EU-Parlament. Die EVP ist stärkste Fraktion, und Weber war ihr Spitzenkandidat bei der Europawahl 2019. Sein Traum, Kommissionspräsident zu werden, erfüllte sich aber nicht. Stattdessen sollte der Niederbayer nach der Hälfte der fünfjährigen Legislaturperiode Präsident des EU-Parlaments werden - als Nachfolger des italienischen Sozialdemokraten David Sassoli. Aus der EVP ist jedoch zu hören, dass Weber nun über eine Alternative nachdenkt: Der 49-Jährige könnte auch als Parteivorsitzender der EVP kandidieren, zusätzlich zum Fraktionsvorsitz.

Weber will seine Entscheidung, welchen Posten er anstrebt, offenbar in zwei Wochen kundtun, bei der ersten Fraktionssitzung nach der Sommerpause. Der bisherige EVP-Parteichef Donald Tusk kehrte im Juli von Brüssel nach Polen zurück, um dort als Oppositionsführer die zunehmend autoritär agierende Regierungspartei PiS anzugreifen. Der nächste Wahlparteitag für den EVP-Vorsitz soll erst im November 2022 stattfinden, doch es wäre möglich, ihn vorzuziehen, heißt es. Würde Weber tatsächlich das EVP-Spitzenamt anstreben, würde seine Fraktion einen anderen Kandidaten für Sassolis Nachfolge bestimmen. Das Problem: Der Italiener will den Posten des Parlamentspräsidenten gern länger behalten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5394102
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 28.08.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.