Süddeutsche Zeitung

EU-Wahl in den Niederlanden:Triumph der Rechtspopulisten

Lesezeit: 2 min

Erfolg für die rechtsorientierte "Partei der Freiheit": Sie stritt gegen Muslime und die EU-Länder Bulgarien und Rumänien - und wurde bei der niederländischen EU-Wahl zweitstärkste Kraft.

Bei den Europawahlen in den Niederlanden hat sich der politische Rechtsruck in dem einst als besonders liberal und europafreundlich geltenden Königreich bestätigt. Die rechtspopulistische Partei für Freiheit (PVV) wurde nach inoffiziellen Ergebnissen zweitstärkste politische Kraft des Landes.

Mit ihrem erklärten Ziel, die Einwanderung von Muslimen nach Europa zu stoppen und den Einfluss der EU auf ein Minimum zu beschränken, kommt sie nach Auszählung von mehr als drei Viertel der Stimmen auf rund 15 Prozent, wie die Agentur ANP am frühen Freitagmorgen meldete.

Mit vier der insgesamt 25 niederländischen Mandate erhält sie damit nur einen Sitz weniger als die regierende Christlich Demokratische Allianz (CDA) von Ministerpräsident Jan-Peter Balkenende.

Wie bereits bei der Europawahl 2004 hielten sich die Niederlande nicht an EU-Bestimmungen, wonach Ergebnisse erst nach Schließung aller Wahllokale im gesamten EU-Raum publiziert werden dürfen - also erst am Sonntagabend, wenn auch die Italiener und Portugiesen ihre Stimmen abgegeben haben. Die EU-Kommission hatte zuvor vergeblich gegen die vorzeitige Veröffentlichung von Wahlergebnissen protestiert.

PVV-Chef Geert Wilders bezeichnete den Erfolg seiner Partei als "Durchbruch". "Dies ist ein Tag der Hoffnung für die Niederlande", sagte Wilders am späten Donnerstagabend in Den Haag.

Die PVV hatte im Wahlkampf unter anderem erklärt, Bulgarien und Rumänien sollten aus der EU ausgeschlossen, die Türkei dürfe niemals aufgenommen und die Milliardenzahlungen der Niederlande in die EU-Kassen müssten zurück überwiesen werden.

Sozialdemokraten sind die großen Verlierer

Die regierende Christlich Demokratische Allianz (CDA) behauptete sich zwar knapp als stärkste politische Kraft des Nordsee-Königreichs. Jedoch verlor sie bei einem Stimmenanteil von nur noch rund 20 Prozent zwei ihrer bisherigen Sitze im EU-Parlament.

Größter Verlierer ist die sozialdemokratische Partei der Arbeit (PvdA). Der Koalitionspartner der CDA büßte vier seiner bisherigen EU-Mandate ein und kam ebenso wie die europakritische bürgerlich-liberale VVD nur noch auf drei Sitze.

Einen Zuwachs von einem auf drei Mandate konnte hingegen die klar EU-freundliche linksliberale D66 verbuchen. Beobachter werteten dies als einen gewissen Gegentrend zum Erfolg der Rechtspopulisten.

Auf ebenfalls drei EU-Mandate kam Grün-Links. Sozialisten und die als Juniorpartner in der Regierung vertretene Christen-Union/SGP erhielten zwei Sitze. Die Wahlbeteiligung lag mit gut 36 Prozent unter der bei der letzten Wahl.

Die EU-Kommission hatte noch am Donnerstag erklärt, die Bekanntgabe von nationalen Ergebnissen vor Schließung der Wahllokale in der gesamten EU sei illegal. In Den Haag hieß es dazu, der niederländische Wähler habe ein Recht darauf, die Ergebnisse sofort zu erfahren. Ein Regelverstoß sei das nicht, da die Ergebnisse ja nur inoffiziell und noch nicht amtlich seien.

Die Niederländer hatten 2005 erheblich zu den politischen Schwierigkeiten der EU beigetragen, als sie bei einer Volksabstimmung mit 61,6 Prozent die europäische Verfassung ebenso ablehnten wie kurz zuvor die Franzosen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.453972
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/odg/cag
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.