Süddeutsche Zeitung

ElBaradei zu Mubarak-Nachfolge:Verzicht mit Hintertürchen

Lesezeit: 1 min

Friedensnobelpreisträger ElBaradei wünscht sich einen jüngeren Staatschef - geschickt schließt der 68-Jährige eine eigene Kandidatur nicht aus. Ägypten ersucht derweil die EU, Konten des Mubarak-Regimes zu sperren.

Der ägyptische Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei plädiert nach dem Sturz des 82-jährigen Präsidenten Hosni Mubarak für einen klaren Generationswechsel an der Spitze seines Heimatlandes. "Ich hoffe, dass der Präsident zwischen 40 und Anfang 50 sein wird", sagte der frühere Chef der Internationalen Atomenergiebehörde in einem Interview des Fernsehsenders al-Dschasira. "Ich werde mich natürlich nicht selbst als Präsident der Republik nominieren", fügte der 68-Jährige hinzu. "Ich habe kein Bedürfnis, Präsident zu sein."

Es gehe ihm ausschließlich darum zu erleben, dass seinem Land der Übergang zur Demokratie gelinge. Ein Hintertürchen für eine mögliche eigene Präsidentschaft ließ er allerdings offen: Mit seinen Äußerungen schien sich ElBaradei gleichwohl für den Fall nicht selbst völlig aus dem Spiel nehmen zu wollen, dass andere ihn zu einer Kandidatur drängen sollten. Viele Anhänger würden ihn gerne als Präsidenten sehen.

Auch wenn ElBaradei während des Volksaufstands zeitweise als Sprachrohr der Opposition fungierte, so werfen ihm Kritiker doch vor, zu lange im Ausland gelebt zu haben.

Die finanziellen Folgen des Machtwechsels in Ägypten und Tunesien stehen an diesem Dienstag im Fokus des EU-Finanzministertreffens in Brüssel. Das Thema sei kurzfristig auf die Tagesordnung gelangt, hieß es am Montagabend am Rande der zweitägigen Konferenz. Frankreich pocht auf eine Diskussion, wie man die demokratischen Bewegungen in Ägypten und Tunesien unterstützen könne. Ressortchefin Christine Lagarde sagte in Brüssel: "Es geht beispielsweise um die Rolle der Institutionen wie der Europäischen Investitionsbank."

Thema ist auch ein mögliches Einfrieren von Vermögenswerten von Würdenträgern des Mubarak-Regimes. Lagarde bestätigte, dass Ägypten bei mehreren EU-Staaten um eine Sperrung der Konten gebeten hatte. Nach Angaben aus EU-Kreisen soll auch Mubarak selbst zu den Betroffenen gehören, was von Lagarde aber nicht bestätigt wurde. Anderen Quellen zufolge sei der gestürzte Präsident nicht unter den Aufgelisteten.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1060177
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/AFP/odg
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.